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Sonne (Theorie der Korona).
die eines Knallgasgemenges (nach Dun
sen), so kann dort Eisen dauernd im gas
förmigen Zustand existieren. Die äußere
Temperatur von 27,700° entspricht siner
innern von 68,400°. Den absoluten Be
trag des Drucks an der Oberfläche der
flüssigen Trennungsschicht bestimmt Zöll
ner zu 184,000 Atmosphären, den Druck
im Innern der S. zu 4 Mill. Atmosphä
ren. ES können hiernach im Innern der
S. auch die sogen, permanenten Gase nur
im flüssigen Zustand existieren.
Die Sonnenflecke betrachtet Zöllner als
schlackenartige, durch Wärmeausstrahlung
auf der glühend-flüssigen Sonnenober
fläche entstandene Abkühlungsprodukte,
welche sich infolge der durch sie selbst in der
Atmosphäre erzeugten Gleichgewichtsstö
rungen wieder auflösen. Sind diese Stö
rungen nicht nur lokale, sondern allgemei
ner verbreitete, so ist in Zeiten solcher allge
meiner atmosphärischer Bewegungen die
Bildung neuer Flecke wenig begünstigt,
weil alsdann der Oberfläche die wesent
lichsten Bedingungen zu einer starken
Temperaturerniedrigung fehlen, nämlich
die Ruhe und Klarheit der Atmosphäre.
Erst wenn die letztere nach Auflösung der
Flecke allmählich wieder zur Ruhe ge
kommen, beginnt der Prozeß von neuem
und erhält auf diese Weise, bei den durch
schnittlich für lange Zeiträume als kon
stant zu betrachtenden mittlern Verhält
nissen der Sonnenoberfläche einen perio
dischen Charakter. Die räumliche Vertei
lung der Flecke muß nach dieser Theorie
durch die Zone größter atmosphärer Klar
heit bedingt sein, welche im allgemeinen
mit der Zone größter Häufigkeit der Flecke
zusammenfällt. Die mit der Breite ver
änderliche Rotationsgeschwindigkeit der
Flecke setzt Zöllner auf Rechnung ober
flächlicher Strömungen in der glühend
flüssigen Sonnenmasse, die dem innern,
normal rotierenden Kern gegenüber im
allgemeinen von O. nach W. gerichtet sind.
Diese Ansichten sind aber weit entfernt,
allgemein als zulässig anerkannt zu sein.
Andre Astronomen, wie Secchi, Faye,
Boung, denken sich die S. durchweg im
gasförmigen Zustand und haben aus
Grund dieser Annahme eine Erklärung
der verschiedenen Erscheinungen versucht,
die wir auf ihr beobachten. Wäre diese
Ansicht richtig, so würden periodische, mit
der größer» oder geringern Thätigkeit auf
der S. zusammenhängende Veränderun
gen des Sonnendurchmessers, wie sie zu
erst (1809) v. Linden au bei der Reduk
tion von Seeberger Sonnenbeobachtungen
und vor einem Jahrzehnt Secchi aus
den Beobachtungen des Peter Rosa er
kannt zu haben glaubten, nicht sonderlich
merkwürdig erscheinen. Es hataberdie an
gebliche Veränderlichkeit des Sonnendurch
messers vor einer ernstern Kritik (Auwers)
nicht standgehalten.
So unsicher unsre Kenntnis über die
Beschaffenheit des Sonnenkörpers ist, so
zweifelhafter Natur ist auch die Erklärung
der Korona. Die Beobachtungen führen
zu dem Schluß, daß dieselbe wahrschein
lich aus getrennten Partikelchcn besteht,
die jedenfalls durch die große Hitze in der
Nähe der S. in Dampf verwandelt werden.
Wie aber erhalten sich diese Teilchen in
so großer Höhe über der S. ? Man hat
wohl gemeint, dieselben werden bestän
dig von der S. emporgeschleudert und
fallen wieder zu ihr zurück. Eine andre
Vermutung ist die, daß sie durch elektrische
Abstoßung verhindert werden, zur S. zu
sinken. Becquerel, Zöllneru.a.glau
ben nämlich, daß die S. elektrisch erregt
sei, und Zöllner macht davon in seiner
Kometentheorie (s. Kometen, S. 27i) Ge
brauch. Nach einer neuerdings aufgestell
ten Hypothese verdankt die Korona un
zähligen Meteoriten, die um die S. krei
sen, "ihren Ursprung. Insbesondere hat
Schuster vor einigen Jahren die wieder
holt beobachtete Anordnung der Korona
symmetrisch zum Äquator der S. und mit
der größten Ausdehnung in der Ebene
desselben durch die Annahme eines Me
teoritenschwarms zu erklären versucht, der
sich in dieser Ebene in sehr exzentrischer
Bahn um die S. bewegt. Beim Durch
gang des Perihels stürzt eine Zahl dieser
Meteore zur S., verursacht dabei lokale
Temperaturerhöhungen und gibt Anlaß
zu Strömungen auf der Sonnenoberfläche
und zu Wirbeln, welche uns nach Schuster
als Sonnenflecke erscheinen.