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Sternkarten (stereographische
und gnomonische Projektion).
dann die gesuchten Radien. Unsre Fi
gur gibt außerdem uoch die Ekliptik an,
den Kreis, welcher die beiden Wendekreise
(4- 23Vs° und — 237a 0 Deklination) be
rührt und den Äquator in den mit ^
(Frühlingspunkt) und 180 (Herbstpunkt)
bezeichneten Punkten unter 237oO schnei
det. Der Durchmesser, welcher diese beiden
Punkte verbindet, stellt die Kolur der
Nachtgleichen dar, der darauf rechtwin
kelige, Lurch die erwähnten Berührungs
punkte gehende die Kolur der Solstitien.
Auf diesem liegt der Punkt E, der eine
Schnittpunkt des nördlichen Polarkreises
mit diesem Durchmesser; derselbe reprä
sentiert den nördlichen Pol der Ekliptik.
Das Entwerfen des Gradnetzes wird
allerdings weniger einfach, wenn man das
Auge statt im Pol in irgend einem andern
Punkte der Kugelfläche annimmt. Doch
kommt man mit den oben angeführten
drei Eigenschaften unter Berücksichtigung
des Satzes, daß der Winkel zweier Kreise
gleich dem Winkel ihrer nach dem ge
meinschaftlichen Schnittpunkt gehenden
Halbmesser ist, verhältnismäßig bequem
zum Ziel.
Diese Projektion, welche schon Ptole-
mäos unter dem Namen Planisphä-
rium beschrieben hat, und deren Erfinder
nach einer spätern Nachricht des Bischofs
Syuesius von Ptolemais (410 n. Chr.)
der Astronom H i p p a r ch ist, wird sehr
gern zu Himmelskarten verwendet. Sie
eignet sich dazu schon deshalb, weil sie unS
die Kugelfläche von innen zeigt, wie wir
den Himmel thatsächlich sehen; daß bei der
Projektion das Auge nicht im Mittelpunkt
der Kugel, sondern in einem Punkte der
selben gedacht ist, wirkt nicht merklich stö
rend. Ein besonderer Vorzug besteht da
rin, daß man mehr als die Halbkugel aus
einem Kartenblatt darstellen kann, wobei
allerdings nach dem Rand hin die Ver
größerung ziemlich bedeutend wird. Am
geringsten ist diese in der Mitte der Karte,
d. h. um dem Punkt herum, der dem Auge
diametral gegenübersteht. Bei kartogra
phischen Darstellungen in größerm Maß
stab, bei denen ein einzelnes Blatt nur
einen kleinen Teil des Himmels darstellt,
entwirft man gewöhnlich für jedes Blatt
ein besonderes Gradnetz, wobei man das
Auge in dem Punkt voraussetzt, welcher der
Mitte deSBlatts diametral gegenüberliegt.
2) Die gnomonische Projektion
ist ebenfalls eineperspcktivische Abbildung;
bei ihr ist aber das Auge im Mittelpunkt
der Kugel angenommen, die Bildebene be
rührt die Kugel. Diese Darstellung ent
spricht ganz dem Anblick, den uns der Him
mel wirklich gewährt. Jeder größte Kreis
auf der Kugel (also jeder Meridian so
wie auch der Äquator) erscheint auf der
Karte als eine gerade Linie, jeder andre
Fig. 2.
Gnomonische Polarprojektion.
Kreis stellt sich als ein Kegelschnitt dar,
also entweder als Ellipse oder Kreis, oder
als Parabel, oder als Hyperbel. Denn
wenn man den Mittelpunkt 0 der Kugel
mit allen Punkten eines solchen Kreises
verbindet, so liegen die Verbindungslinien
alle auf einer Kegelfläche, die von der Bild
ebene je nach Umständen in der einen oder
der andern dieser Linien geschnitten wird.
Besonders einfach gestaltet sich das
Netz bei der gnomonischen Polar
projektion, d. h. dann, wenn man die
Bildebene als Berührungsebene am Pol
annimmt. Dann erscheinen nämlich alle
Parallelkreise als konzentrisch um den
Pol herumliegende Kreise, deren Halb
messer sich auf die in Fig. 2 angedeutete