Full text: Lexikon der Astronomie

wir denselben als Einheit, und bezeichnen 
N'ir mit u und v die siderischen (wahren) 
Uinlaufszeiten von E und P, ausgedrückt 
in Tagen, mit x die Anzahl der Tage des 
synodischen Umlaufs von!', so haben wir 
zur Berechnung von x die Gleichung 
aus welcher 
folgt. Für die Erde ist u — 365,25636 Tage 
und beispielsweise für Mars v—686,97979 
Tage, daher die synodische Umlaufszeit 
des Mars 
365,25838 - 686,97979 
779,9361 Tage. 
321,72343 
Wollen wir die synodische Umlausszeit 
eines der untern Planeten, Merkur oder 
Venus, sindeu, so müssen wir uns unter 
? die Erde und unter E den untern Pla 
neten denken; beispielsweise für Venus ist 
u — 224,70079 Tage, und indem man in 
der Formel v = 365,25636 setzt, erhält 
140,55557 
Um endlich die Dauer eines synodischen 
Monats oder die synodische Umlaufszeit 
des Mondes zu finden, denke man sich in 
der Figur unter Ll die Erde, unter E den 
Mond, der seinen siderischen Umlauf in 
u — 27,32166 Tagen vollendet, und unter 
P die Sonne, die in v = 365,25636 Tagen 
einen scheinbaren Umlauf um die Erde 
macht; daraus folgt 
27,32188-365,25838 nr . ~ 
X = — — 29,53039 Tage. 
337,93470 ' J 
Vgl. Monat. 
Syzygien (griech., »Verbindung von 
zweien«), gemeinsame Bezeichnung für 
Neumond und Vollmond im Gegensatz 
zum ersten und letzten Mondviertel, die 
man die Quadraturen nennt; sodann 
bezeichnet man mit S. auch allgemein die 
Konjunktion und Opposition eines Pla 
neten. 
T. 
Tafelberg, Sternbild des südlichen 
Himmels zwischen der großen Kapwolke 
und deni Südpol. 
Tag. In der Astronomie unterscheidet 
man dreierlei Tage: den Stern tag, den 
wahren und den mittlern Sonnen- 
1) Der S t e r n t a g ist die Zeit, bin 
nen welcher die Erde sich einmal um ihre 
Achse dreht, oder, was dasselbe ist, die Zeit, 
binnen welcher der Firsternhimmel eine 
vollständige Umdrehung um die Weltachse 
vollzieht. 
Er zerfällt in 24 gleichlange Stunden 
zu 60 Minuten zu 60 Sekunden. Dieser 
Zeitraum kann als vollständig gleichblei 
bend betrachtet werden; wenigstens ist bis 
jetzt noch keine in historischer Zeit eingetre 
tene Änderung derselben mit Sicherheit 
erkannt worden. Indessen mußchoch er 
wähnt werden, daß bereits 1754 der 
große Königsberger Philosoph Immanuel 
Kant daraus hingewiesen hat, daß die 
Flutwelle, welche, der Achsendrehung der 
Erde entgegen, täglich im Weltmeer um 
unsern Planeten läuft, notwendigerweise 
die Rotationszeit desselben vergrößern 
muß. Auch der geniale Forscher Robert 
Mayer in Heilbronn hat 4848 in seiner 
Schrift »Beiträge zur Dynamik des Him 
mels« den Beweis versucht, daß in der 
Erregung von Ebbe und Flut ein Grund 
zur Verminderung der Umdrehungsge 
schwindigkeit der Erde liegt, und er findet, 
daß unter Voraussetzung gleichbleibenden 
Volumens der Erde die Tageslänge in 
2500 Jahren um Vis Sekunde zunehmen 
müsse. Dieselbe Frage ist dann 1853 durch 
Ferrel und 1865 durch deu französischen 
Astronomen Delaunay aufs neue ange 
regt worden, und der verzögernde Einfluß 
der Flutwelle darf wohl nicht in Zweifel 
gezogen werden. Es ist aber anderseits 
auch möglich, daß dieser Einfluß durch 
Wirkungen andrer Art wieder aufgeho 
ben wird.
	        
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