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Trigonometrie (Funktionen beliebiger Winkel)-
um den Punkt 0 als Mittelpunkt einen
Kreis mit dem Halbmesser OA schlagen;
ein zweiter Radius mag sich von der An
fangslage OA aus drehen in der Richtung,
die der Bewegung eines Uhrzeigers gerade
entgegengesetzt ist. Wir haben in der Figur
vier Lagen dieses drehbaren Halbmessers
angegeben: 08, 00, OE und OE, welche
mit dem festen Halbmesser O A den spitzen
Fig- 2.
Winkel u, den stumpfen Winkel 180°—u
und die beiden konvexen Winkel 180°-s-n
und 360°—u einschließen. Von den End
punkten 8, 0, E und F sind auf den
Halbmesser OA und seine Rückverlänge-
rnng 01) die Perpendikel 80, 08, E H
und FG gefällt, welche, wie man leicht
bemerkt, alle vier von gleicher Länge sind.
Wir wollen nun unter Sinus eines
Winkels den Bruch verstehen, dessen
Nenner derKreisradius und dessen Zähler
das vom Endpunkt des zweiten Schenkels
auf den ersten oder seine Rückverlängerung
gefällte Perpendikel ist. Hiernach ist, mit
dem frühern völlig übereinstimmend,
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sinu = ob'
ferner aber
sin(180°-u) = £§
sin(180°fu) = £§
sin (360°—u) = ^|-
Die Zahlwerte dieser vier Brüche sind
gleichgroß; da aber die Perpendikel 80
und OH oberhalb, dagegen EH und FO
unterhalb des Durchmessers AH liegen,
so rechnet man die beiden ersten positiv
und erteilt ihnen das Zeichen + (plus),
die beiden letzten aber werden negativ ge
rechnet und mit dem Zeichen — (minus)
versehen. Es ist hiernach
sin(180°— u) = + sinu ]
sin (180°+u) = — sinu i (a)
sin (360°—u) — — sinu I
Man nennt ferner das Stück des Durch
messers AH vom Mittelpunkt bis zum
Fußpunkt des erwähnten Perpendikels
die Projektion des beweglichen Radius
auf den festen Durchmesser. Unter Kosi
nus eines Winkels versteht man dann die
Projektion, dividiert durch den Radius, so
daß, in Übereinstimmung mit dem frühern,
ferner aber
cos(180°-u) = o+'
cos (180°+u) = ^
cos (360°—u) = ^
ist. Hier find nun die Nenner alle gleich,
im Zähler dagegen find 00 und OH
zwar gleich, liegen aber von 0 aus nach
entgegengesetzten Seiten. Deshalb rechnen
wir Ö 0 positiv, OH dagegen negativ und
erhalten nun die Formeln
cos (180°— u) = — cosu |
cos(180°+u) = — cosu > (b)
cos(360°—u) = + cosu J
Wenn wir ferner Tangente und Kotan-
gente durch die Gleichungen
tanu — -
cotu =
erklären und berücksichtigen, daß ein Quo
tient das Zeichen + erhält, wenn Zähler
und Nenner gleiche Zeichen (+ und +
oder — und —) haben, dagegen das Zei
chen —, wenn Zähler und Nenner ver
schiedene Vorzeichen besitzen, so gelangen
wir noch zu den Formeln
tan (180°— u) = — tanu ]
tan (180°+u) = + tanu > (c)
tan (360°—u) — — tanu J
und
cot (180°—u) — — cotu 1
cot(180°+ u) — + cotu > (d)
cot (360°—u) — — cotu J