Full text: Lexikon der Astronomie

Veränderliche Sterne. 
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in der Aquatorzone des Sterns ein dunk 
ler Fleck vorhanden, so wird derselbe ge 
eignet sein, einen Lichtwechsel nach Art 
des Algol hervorzurufen. Diese Hypothese 
ist besonders geeignet zur Erklärung von 
Lichtveränderungen von kurzer Periode. 
Es liegt aber auch sehr nahe, an Ver 
änderungen zu denken, die in der Leucht 
kraft des Sterns selbst von statten gehen 
und einer mehr oder minder regelmäßi 
gen, in der Regel wohl längern Periode 
folgen. Infolge des innerhalb einer elf 
jährigen Periode wechselnden Flecken 
stands gehört wahrscheinlich unsre Sonne 
selbst in die Klasse der ans diesem Grund 
veränderlichen Sterne. Da nämlich ein 
Sonnensteck weniger Wärme ausstrahlt 
als die leuchtende Sonnenfläche, so muß 
die Lichtentwickelung zur Zeit eines Flecken- 
marimums ihren kleinsten, zur Zeit des 
Minimums ihren größten Wert erreichen, 
es müßte denn sein, daß mit wachsender 
Entwickelung der Flecke auch die Leucht 
kraft der übrigen Teile der Sonnenober 
fläche zunimmt, mit abnehmendem Flecken 
stand aber abnimmt, so daß beide Wir 
kungen sich aufheben. Sehen wir ab von 
der letztern Möglichkeit, und denken wir 
uns die Fleckenbildung auf der Sonne 
stärker, so wird der Unterschied in der 
Leuchtkraft zur Zeit deö Fleckenmarimums 
und -Minimums, der gegenwärtig aller 
dings unsern photometrischen Messungen 
entgeht, merklich werden, und bei hin 
länglicher Entfernung würde die Sonne 
als ein int Laufe von elf Jahren veränder 
licher Stern erscheinen. So wie die Pe 
riode des Lichtwechsels bei den veränder 
lichen Sternen mehr oder minder großen 
Schwankungen unterliegt, so ist auch die 
Periode der Sonnenflecke nicht immer 
von gleicher Länge (vgl. Sonne, S. 459). 
Damit ist freilich zunächst noch keine Er 
klärung der Veränderlichkeit gegeben, in 
sofern uns auch der Ursprung der Flecken 
bildung auf der Sonnenoberfläche nicht 
mit Sicherheit bekannt ist. Im Art. 
»Kosmogonie«, S. 290, ist aber angege 
ben worden, wie Zöllner die Sonnen 
flecke als Schlacken auf der flüssigen 
Oberfläche betrachtet, die sich infolge der 
vorschreitenden Erkaltung des Sonnen 
körpers auf demselben abscheiden, eine Er 
scheinung, die den Anfang der dritten von 
den fünf Entwickelungsphasen bezeichnet, 
die dieser Astrophysiker für die Himmels 
körper annimmt. An derselben Stelle ist 
auch darauf hingewiesen worden, daß 
Zöllner in der roten Farbe vieler ver 
änderlicher Sterne eine Bestätigung seiner 
Theorie findet, weil eine größere und aus 
gedehntere Schlackenbildung notwendig 
auch eine schon mehr fortgeschrittene Ab 
kühlung voraussetzt, in der alsdann die 
glühend-flüssige Masse des Sterns bereits 
in das Stadium der beginnenden Rotglut 
getreten ist. Zöllner sucht dabei in der 
Periode des Lichtwechsels zugleich die Ro 
tationsdauer des Sterns; daher kann er 
auch den der Wirklichkeit nicht entsprechen 
den Schluß, daß alle roten Sterne ver 
änderlich sein müßten, als unrichtig be 
zeichnen. Denn ein glühender, teilweise 
mit Schlacken bedeckter und rotierender 
Fixstern kann nur dann für uns das 
Phänomen eines periodisch veränderlichen 
Lichtglanzes hervorbringen, wenn seine 
Rotationsachse nahezu senkrecht zur Seh 
richtung steht. Dazu kommt, daß die rote 
Farbe eines Fixsterns auch eine ganz andre 
Ursache haben kann als die weit vorge 
schrittene Abkühlung. 
Zöllner hat nun auch versucht, auf 
Grund seiner Hypothese das bei vielen 
veränderlichenSternen beobachtete raschere 
Anwachsen der Helligkeit bis zum Maxi 
mum und das langsamere Abnehmen der 
selben bis zum Minimum zu erklären. 
Diese Erscheinung findet ihre Erklärung 
in der Form der nicht mit Schlacken be 
deckten Fläche des Sterns; diese mutz 
nämlich auf der bei der Rotation voraus 
gehenden Seite in Richtung des Meri 
dians eine größere Ausdehnung haben 
als auf der entgegengesetzten. Eine der 
artige Anordnung der Schlacken wird aber 
auf der Oberfläche einer feurig-flüssigen, 
um eine Achse rotierenden Kugel unter 
dem Einfluß der Zentrifugalkraft Zu 
standekommen. Durch diese werden näm 
lich die an den Polen gebildeten Schlacken 
massen, nach Analogie der erratischen 
Felsblöcke in schwimnienden Eisschollen, 
den Aquatorgegenden genähert. Dadurch
	        
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