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Wendekreis — Winkel.
äßcubcirctfc (Tropici) nennt man auf
der Himmelskugel und auf der Erde zwei
dem Äquator parallele uud um die Schiefe
der Ekliptik von ihm abstehende Kreise.
Am Himmel ist also die Deklination, auf
der Erde die geographische Breite gleich der
Schiefe der Ekliptik, also beiläufig 23Vr°.
Der auf der Nordseite des Äquators gele
gene Wendekreis wird der Wendekreis des
Krebses (Tropicus cancri), der auf der
südlichen Halbkugel gelegene der Wende
kreis des Steinbocks (Tropicus capri-
corni) genannt. Diese Namen rühren
davon her, daß die Punkte, in welchen die
W. aus der Himmelskugel von der Eklip
tik berührt werden, den'Anfang vom Zei
chen des Krebses, beziehentlich des Stein
bocks bilden.
WtstpUNkt, s. Abendpunkt.
Widder (Aries), 1) das erste Zeichen
des Tierkreises, welches man durch 's be
zeichnet, und das vom Frühlingspunkt bis
30° Länge reicht (vgl. Elliptische Zeichen);
2) ein Sternbild in der Nähe der Ekliptik
zwischen 24 2 /3° und 50° Rektaszension und
10—28%° nördlicher Deklination, in
welchem nach Heis 80 mit bloßenl Auge
sichtbare Sterne stehen. Der hellste von
ihnen, « oder Hamal, 2. Größe, steht an
der Stirn der Figur; der nächst helle, ß,
ist 3. Größe und steht am Horn. Südlich
von demselben steht ein Stern zwischen 4.
und 3. Größe, Mesarthim, von dem schon
Hooke 1644 entdeckte, daß er doppelt sei.
Die beiden Komponenten sind 4,2 und
4,4 Größe, der Abstand beträgt etwa 9".
Gleichfalls leicht auflösbar finb : ). oder 9
(Flamsteed), von Chr. Mayer entdeckt, 5.
und 8. Größe, Abstand 38", sowie 30,
von Bradley entdeckt, 6,1 und 7,i Größe,
weiß, Abstand 39".
Widdcrpunkt, gewöhnlich mit T* be
zeichnet, s. v. w. Frühlingspunkt; An
fangspunkt des Zeichens des Widders.
Widerstand im Weltraum, s. Äther.
Widmannstättcn, AloyS Beck, Edler
von, bekannt durch die 1808 von ihm ent
deckten Figuren, welche auf Meteoreisen
beim Ätzen mit Salpetersäure entstehen,
lvar um 1753 geboren, lebte in Wien als
Direktor des k. k. Fabrikprodukrenkabinetts
und starb daselbst 10. Juni 1849.
Wilson, Alexander, geb. 1714 zu
St. Andrews in Schottland, ursprünglich
Pharmazeut, dann Inhaber einer Schrift
gießerei, starb als Professor der Astronomie
an der UniversitätGlasgow. Er hat sich be
sonders bekannt gemacht durch seine Theo
rie der Sonnenflecke; vgl. Sonne (S. 458).
Winkel, die Neigung zweier gerader
Linien gegeneinander.
1) Um ein Maß für die Größe eines
Winkels zu erhalten, teilt man die volle
Umdrehung in 360 gleichgroße Drehungen
oder W., welche man als Grade bezeich
net ; den Grad zerlegt man in 60 gleichgroße
Minuten, die Minute in 60 Sekun
den. Die Bezeichnung für diese Größen er
kennt man aus dem Beispiel: 156°15'24"
s. v. w. 156 Grad 15 Min. 24 Sek.
2) Setzt man den Zirkel im Scheitel
des Winkels, d. h. im Schnittpunkt der
beiden ihn bildenden Geraden, ein und
schlägt einen Kreis, so verhält sich der
zwischen den beiden Schenkeln des Win
kels (d. h. den erwähnten zwei Geraden)
liegende Bogen zum ganzen Kreisumfang
wie der W. zu 360°. Man teilt nun den
ganzen Umfang des Kreises in 360 gleiche
Teile, die man Grade nennt, und zerlegt
jeden Grad wieder in 60 Minuten zu 60
Sekunden. Ist diese Teilung auf dem
Kreis angegeben, so kann man offenbar
an dem innerhalb der Öffnung des Win
kels liegenden Kreisbogen die Größe des
Winkels, ausgedrückt in Graden re., er
kennen, denn so viel Bogengrade der Bo
gen hat, so viel Winkelgrade hat der W.
Dies ist denn auch das bei der prakti
schen Messung von Winkeln übliche Ver
fahren: ein eingeteilter Kreis oder ein Teil
eines solchen wird so gelegt, daß die Spitze
des Winkels den Mittelpunkt bildet, wor
auf die Größe des Winkels auf der Kreis
teilung abgelesen wird.
3) Die vorstehende Einteilung deö Win
kels', bei welcher die ganze Umdrehung
360°, ihr Viertel oder "der rechte W. 90°
hat, ist uralt. Wegen der Rolle, welche
in ihr die Zahl 60 spielt, wird sie die
seragesimale Teilung genannt. Auf die
Zahl von 360° ist man wahrscheinlich da
durch gekommen, daß man schon erkannte,
daß die Sonne in beiläufig 360 Tagen