560 Zemralvewegung.
der Planeten um die Sonne nachgewiesen
und das den Namen des zweiten Kep
ler s che n Gesetzes erhalten hat. Bezeich
net man die Verbindungslinie des beweg
lichen Punktes und des Zentrums mit dem
Namen Leitstrahl oder Radius Vec
tor, so ist dieses Gesetz in denWorten aus-
drückbar: die vom Radius Vector über-
strichene Flache ist der Zeit proportional.
Die Richtigkeit desselben hat Newton
durch folgende elementare Betrachtung er-
Zentralbewegung.
wiesen, In der Figur sei 8 das Zentrum
und A die Anfangslage des beweglichen
Punktes. Man denke sich nun die Zeit in
sehr viele kleine Teile zerlegt und nehme
an, daß die Zentralkraft nur jedesmal am
Ende eines jeden Zeitteilchens wirke, daß
sie aber dann dem Punkt so viel Bewegung
erteile, als er thatsächlich im Verlauf eines
Zeitteilchens empfangt. Die Folge wird
sein, daß der Punkt während eines jeden
Zeitteilchens eine gerade Linie beschreibt,
daß er aber am Ende eines jeden Zeitteil
chens die Richtung seiner Bewegung ändert.
Im ersten Zeitteilchen mag nun der Punkt
den Weg AB (s. Figur) zurücklegen, so
daß der Radius Vector das Dreieck 8 AB
beschreibt. Ohne die Zentralkraft würde
dann der Punkt im zweiten Zeitteilchen die
mit AB gleiche Linie BC', der Radius
Vector also das Dreieck 8BO' beschrei
ben, welches so groß ist wie SAB. In B
empfängt aber der bewegliche Punkt einen
Impuls, der ihn, wenn er sonst keine Be
wegung hätte, während des Zeitteilchens
von B nach b führen würde. Um nun
den wahren Weg des Punktes während des
zweiten Zeitteilchens zu finden, muß man
nach dem mechanischen Satz, der den Na
men des Parallelogramms der Bewegun
gen führt, mit den Seiten BO' und Bb
das Parallelogramm B 0'0b zeichnen ; die
Diagonale B 0 desselben ist dann der Weg
während des zweiten Zeitteilchens, und
8 B 0 ist das Dreieck, welches während des
selben vom Radius Vector überstrichen
wird. Da nun O'O parallel mit B 8 ist,
so sind 8BO' und SBC, mithin auch
SAB und SBC gleichgroß. In ähnlicher
Weise sind 0o, Bd rc. die am Ende des
zweiten, dritten Zeitteils rc. von der Zen-
tralkraft erteilten Impulse, OB, BB rc.
die in diesen Zeitteilchen zurück
gelegten Wege und 8 OB, 8BB rc.
die vom Radius Vector überstriche-
nen Flächen, deren Gleichheit mau
-•? ° l nach dem obigen Verfahren be
weist. Enthalten nun die Zeit-
>■ 3 räume t und t' beziehentlich n
und n' solcher Teile, so wird im
erstern das nfache, im letzter» das
u'fache von der Fläche des Drei
ecks 8 AB vom Radius Vector
überstrichen, die überstrichenen Flächen ver
halten sich also wie t: t'.
Diese ganze Betrachtung stimmt um so
genauer mit der Wirklichkeit überein, je
kleiner wir uns die Zeitteilchen denken, und
sie gilt auch noch, wenn wir diese Teilchen
verschwindend klein und ihre Anzahl über
alle Grenzen groß annehmen; dann aber
wirkt die Zentralkraft nicht mehr stoß
weise, sondern stetig, und die Bahn des be
wegten Punktes wird statt eines Poly
ons ABOBB..., wie in der Figur, eine
rumme Linie.
Bei der vorstehenden Beweisführung
kommt auf die Große der Wege B b, C c rc.
nichts an; ebenso ist auch völlig einflußlos,
ob sie nach 8 hin gerichtet sind, wie in
unsrer Figur, oder die entgegengesetzte
Richtung haben. Kurz das Gesetz, nach
welchem die Zentralkraft wirkt, ist völlig
gleichgültig. Empfinge aber der Punkt
in B eine Bewegung, die nicht in die Rich
tung des Radius Vector SB fällt, so würde
das im zweiten Zeitteilchen beschriebene
Dreieck nicht mehr gleich SBC' — SAB
sein, weil die Verbindungslinie seiner
dritten Ecke mit 0' nicht mehr so wie O'O
parallel mit BS sein könnte. In die
sem Fall wird also im ersten und im zwei
ten und so überhaupt in zwei aufeinander