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Auf- .und Untergang der Gestirne.
und der Punkt des Untergangs U sind, hat
bei 8 einen reckten Winkel; seine Katheten
Werte g oder p+35' sind daher in die
Formel (2) statt 35' einzusetzen. Die De
klination ist in den astronomischen Jahr
büchern für den Mittag (beim Mond auch
für die Mitternacht) angegeben. Man be
rechnet nun zunächst mittels dieser mit
tägigen (beziehentlich mitternächtlichen)
Deklination den Stundenwinkel t für den
Auf- oder Untergang mittels Formel (2),
nachdem man g oder p+35' statt 35' ge
setzt hat. Der so erhaltene Wert t ist aber
nur angenähert. Da nun die Änderung
der Deklination im Laufe von 24 Stun
den als gleichförmig zu betrachten ist, so
kann man mittels des Werts von t die
Größe von 4 für den Moment des Auf
oder Untergangs finden. Setzt man die
sen Wert in die auf die angegebene Weise
modifizierte Gleichung (2), so erhält man
einen neuen Wert von t, der als richtig
gelten kann. Streng genommen, ist er
dies allerdings nicht; denn da der erste
Wert von t nicht genau richtig war, so
war auch der für den Auf- oder Unter
gang berechnete Wert von 8 nicht ganz
richtig, und man müßte eigentlich das
ganze Verfahren mit dem zweiten Wert
von 4 wiederholen und so einen dritten
Näherungswert von t berechnen.
4) Im Altertum legte man besondern
Wert auf die Zeit des Auf- und Unter
gangs im Vergleich zur Sonne, und es
wurde in dieser Hinsicht dreierleiAus- und
Untergang unterschieden:
a) Der heliakische oder helische
Aufgang (Frühaufgang), wenn der
aufgehende Stern gerade in der Mor
gendämmerung noch sichtbar ist, und der
heliakische oder helische Untergang
(Spätuntergang), wenn der unterge
hende Stern eben noch in der Abend
dämmerung sichtbar ist. Bei Bestimmung
dieser Auf- und Untergänge kommt es we
sentlich auf die Helligkeit des Sterns an,
da hellere Sterne in größerer Nähe an der
Sonne sichtbar sind als weniger helle.
Sterne ersterGröße werden sichtbar, wenn
die Sonne etwa 10° unter dem Horizont
steht. Man erhält daher den Zeitpunkt
des heliakischen Auf- oder Untergangs
eines Sterns erster Größe, wenn man
mittels eineö gehörig orientierten Him
stnd 841 und k 8—480°—P, die Hypo
tenuse ist die Poldistanz U? = 90°— 4.
Die erste Gleichung für das rechtwinkelige
sphärische Dreieck gibt daher
608 (90°—4) — cos SU • cos (180°—(f )
oder
cos SU = —
Gewöhnlich gibt man den Abstand des
Punktes U vom Westpunkt W, WU —
SU—90° an und nennt diese Größe die
Abendweite. Ebenso heißt die Entfer
nung des Ausgangspunkts vom Ostpunkt
die Morgenweite des Sterns. Beide
sind gleichgroß. Bezeichnet man sie mit
w, so ergibt sich auö der obigen Formel
die neue
(3)
Beispielsweise für den Arktur (4 —
-f- 49° 48') und Leipzig (</> = 54° 20')
hat man nach Formel (4) und (3)
608 4 — —1,2499 - 0,2927 = — 0,2658,
also t = 180°— 74° 35' = 405° 25';
. 0,3387 „
Sin W = -q^i^ = 0,4338,
also w = 25° 42'.
3) Die Formeln (4) bis (3) gelten in
dessen nur für die Fixsterne, deren Dekli
nation sich im Lauf eines Tags nicht merk
lich ändert. Für die Sonne, den Mond
und die Planeten aber muß die Verände
rung, welche die Deklination 4 erleidet,
in Betracht gezogen werden. Bei der Sonne
und beim Mond muß auch noch der Um
stand berücksichtigt werden, daß diese Kör
per uns nicht als leuchtende Punkte, son
dern als Scheiben von bedeutendem Durch
messer erscheinen. Wenn nun der oberste
Rand der Sonne oder des Mondes den Ho
rizont eben berührt, so liegt der Mittel
punkt der Scheibe, für welchen die in den
astronomischen Tafeln verzeichnete Dekli
nation gilt, um den scheinbaren Halbmes
ser des Gestirns unterm Horizont. Setzen
wir diesen gleich o, so müssen wir die Höhe
des Mittelpunkts beim Auf- oder Unter
gang gleich
— p oder — (o -|— 35')
annehmen, je nachdem von der Refraktion
abgesehen oder diese beachtet wird. Die