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Dämmerung.
rizont einen Kreis, welcher mit demletztcrn
parallel geht, so heißt derselbe der Däm-
merun^skreis, weil die D. frühmor
gens begrnnt und abends aufhört, sobald
der Sonnenmittelpnnkt durch diesen Kreis
geht. Es ist leicht, den Stundenwinkel der
Sonne für diesen Moment zu finden. Im
Art. Höhe ist zur Berechnung der Höhe
st eines Gestirns aus der Polhöhe <p, der
Deklination 4 und dem Stundenwinkel t
die Formel gegeben worden
8in st — sin P sin cf -(-cos cp cos cf cos t,
aus welcher linh _ 8in9 , sin( ,
COSt — (1)
foiflt. COS (p cos d
Für die bürgerliche D. ist nun st — —
6V2 0 , also der Tabelle der trigonometrischen
Funktionen im Art. Trigonometrie
zufolge sin st — — 0,ii32, und wenn man
den Stundenwinkel für das Ende der bür
gerlichen D. mit I" bezeichnet, so erhält
man demnach
— 0,1132 +sin <0 • sin d
COS T' = — (2)
COS tp cos 0
Für die astronomische D. rechnen wir
st — —18°, also sin st — — 0,3090, und
wenn wir den Stundenwinkel der Sonne
für das Ende dieser D. T" setzen, so ist
0,3090 +sin <p sinct
COS T" = — Z - , (3)
COS (p cos 0
Für die Polhöhe <p — 42° und die De
klination 4—12° erhält man beispielsweise
cosT'=■
0,1132 + 0,6691 -0,2079
0,7431 - 0,9781
= — 0,3663,
cosT"=
0,3090 + 0,6691-0,2079
0,7431 -0,9781
=—0,6506.
Da beide Cosinus negativ, so sind T'
sowobl als T" größer als 90°, nämlich
— 180°— 68° 31' —111° 29',
T"=180°— 49° 25' —130° 35'.
4) Die D. beginnt abends in dem Augen
blick, in welchem der obere Sonnenrand
für das Auge am westlichen Horizont ver
schwindet. Da uns nun wegen der at
mosphärischen Strahlenbrechung (vgl. Re
fraktion) die Gebenstände am Horizont
um 35 Bogenminuten höher erscheinen,
als sie wirklich stehen, so steht der obere
Sonnenrand im Augenblick seines schein
baren Untergangs bereits 35' unterm Ho
rizont. Der Mittelpunkt der Sonne steht
dann noch um den scheinbaren Sonnen
halbmesser, d. h. um 16' imMittel, tiefer,
also in der Höhe von 35 -f- 16 = 51'
unterm Horizont. Will man nun den
Stundenwinkel T der SonUe für den Au
genblick des scheinbaren Untergangs haben,
so muß man in Formel (1) st — — 51',
also sin st — — 0,oi49, setzen. Dies gibt
„ 0,0149 + sin w ■ sine) ...
COS T = ! , (4)
COS(p • cosci
und für den obigen Fall <£ —42°, 4—12°
erhält man
COS T = — 0,2236,
wonach r —180°—77° 5' = 102° 55' ist.
Während der bürgerlichenD. wächst nun
abends der Stundenwinkel der Sonne von
T auf T', also um
T'— T = 111° 29'—102°55'= 8° 34',
und während der astronomischen D. von
T auf T", also um
T"—T= 130°35'—102°55'—27°40'.
Da nun der Stundenwinkel in einer
Stunde um 15° wächst, so findet man die
Dauer der D. in Stunden und Minuten,
wenn man obige Werte mit 15 dividiert.
Dies gibt
für die bürgerliche D. 0 Std. 34,2 Min.
- - astronomische D.. 1 - 50,6 -
5) Aus dem Umstand, daß die Sonne
in der Tropenzone der Erde senkrecht oder
nahezu senkrecht unter den Horizont hinab
steigt, in höhern Breiten dagegen sich in
einer gegen den Horizont geneigten Bahn
bewegt, erklärt es sich, daß dieD. am Äqua
tor der Erde am kürzesten ist, während sie
in höhern Breiten länger dauert. Ja, hier
kann eö vorkommen, daß die Sonne im
Lauf der Nacht gar nicht 18° unter den
Horizont hinabsinkt. In diesem Fall hört
also während der ganzen Nacht dieD. nicht
auf, Abend- und Morgendämmerung ver
schmelzen miteinander.
Eine leichte Überlegung lehrt uns die
Bedingung für das gesonderte Auftreten
einer Morgen- und Abenddämmerung ken
nen. Die Sonne erreicht ihre tiefste Stel
lung unter dem Horizont auf der Nord
seite des Meridians; hier ist sie um die
Poldistanz 90°—4 unterhalb des Pols,
und da der Nordpunkt um die Polhöhe <p
vom Pol absteht, so befindet sich die Sonne
um den Bogen 90°—4—cp unterhalb
des Nordpunkts. Dieser Bogen muß nun