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Dichte.
gelungen, auf diesem Weg brauchbare
Resultate zu erlangen. Ein Gewicht
von 1 Pfd. engl. (453,59 g) wurde
mittels eines Drahts an dem einen Arm
einer Wage, etwa 1,8 m unterhalb des
selben, aufgehängt und durch Gegenge
wichte genau tariert. Darauf wurde eine
große Bleikugel von 340 Pfd. Gewicht ab
wechselnd unmittelbar unter jenes Gewicht
gebracht und dann wieder weggenommen.
Dadurch ergaben sich Änderungen des Ge
wichts, die im Mittel ^s,000,000 Pfd. be
trugen. Aus elf Beobachtungen wurde
auf solche Weise eine mittlere D. der Erde
von 5,69 berechnet.
5) Um den Übelstand zu vermeiden, der
in der direkten Vergleichung der anziehen
den Wirkung einer verhältnismäßig sehr
kleinen Masse m mit der großen Masse
der Erde liegt, hat der englische Geistliche
und Physiker JohnMichell die Benutzung
der Drehwage zur Bestimmung der D.
der Erde vorgeschlagen. Dieser Apparat
besteht aus einem Stab oder Metalldraht,
der an beiden Enden mit Kugeln be
schwert und in seiner Mitte an einem
Faden oder feinen Metalldraht aufgehängt
ist, so daß er eine horizontale Stellung
einnimmt. Da der Faden einer Drehung
(Torsion) Widerstand entgegenstellt, so
wird der horizontale Arm sich in eine ge
wisse Himmelsrichtung einstellen und,
aus derselben momentan abgelenkt, um
dieselbe Schwingungen machen, die nach
demselben Gesetz von statten gehen wie
die Schwingungen eines Pendels. Nun
ist bei diesem die Schwerkraft, bei der
Drehwage aber, die man als ein horizon
tales Pendel betrachten kann, die Tor
sionskraft desFadenö die bewegende Kraft.
So wie man daher aus der Anzahl der
Schwingungen, die ein Pendel in einer
gewissen Zeit macht, die Intensität der
Schwerkraft ermittelt, so kann die Dreh
wage zur Bestimmung der verhältnis
mäßig geringen Torsionökraft des Fadens
dienen. Bringt man aber in die Nähe der
Drehwage eine Kugel von beträchtlichem
Gewicht, so wird der horizontale Arm
aus seiner ursprünglichen Gleichgewichts
lage abgelenkt, und er wird nun unter
dem gemeinsamen Einfluß der Attraktion
dieser Masse und der Torsion Schwingun
gen machen. Aus der Schwingungsdauer
und ebenso aus der Ablenkung ergibt sich
dann eine Vergleichung zwischen der An
ziehung der schweren Kugel und der Tor
sion und damit ein Vergleich zwischen
jener Anziehung und derjenigen, welche
die Erde ausübt. Auf bekannte Weise ge
winnt man dann hieraus die D. der Erde.
Micheli selbst hat diese Methode nicht
praktisch durchgeführt. Durch WollastonS
Vermittelung erhielt aber Henry Ca-
vendish, ein reicher englischer Privat
gelehrter, Kenntnis von ihr und führte
1798 eine Anzahl Versuche durch, aus
denen sich für die D. der Erde der Wert
5,48 oder nach einer Revision von Hut
ton 5,32, nach einer spätern Berechnung
von Bai ly aber 5,448 ergab. Die be
trächtliche Verschiedenheit deS von Mas-
kelyne und Hutton und des von Caven-
dish gewonnenen Resultats veranlaßte
eine Wiederholung der Versuche mit der
Drehwage durch Reich in Freiberg 1837
und etwas später im Auftrag der König
lichen astronomischen Gesellschaft durch
Baily in London. Reich leitete aus 57
Beobachtungen gut miteinander überein
stimmende Resultate ab, aus denen sich
der Mittelwert 5,44 für die mittlere D.
der Erde ergab. Bailys Versuche waren
viel zahlreicher, sie umfaßten 2153 Beob
achtungen, aus denen 1652 einzelne Re
sultate abgeleitet wurden; es kamen bald
eiserne, bald kupferne, bald seidene Auf-
häugefäden in Anwendung, ebenso wur
den drei verschiedene Arme und sieben
verschiedene anziehende Kugeln gebraucht.
Als Mittelwert erhielt Baily 5,66. Die
Abweichung seines Resultats von dem
Bailyschen bewog Reich, 1847—50 neue
Versuche anzustellen, die ihm den Mittel
wert 5,5832 für die mittlere D. der Erde
gaben. Neue Versuche mit der Drehwage
wurden 1872 und 1873 von den französi
schen Physikern A. Cornu und Barile
im Keller der polytechnischen Schule in
Paris angestellt. Ihr Apparat hatte die
selbe Einrichtung wie der von Reich und
Baily, nur waren die Dimensionen auf
ungefähr Vi reduziert. Der horizontale
Arm bestand aus einem Aluminiumrohr
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