Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Kartenaufnahme. 
die Niederlande, Belgien, den östlichen Teil von England, den nordöstlichen von 
Frankreich, die Schweiz, zwei Drittel von Österreich-Ungarn, den nordwestlichen 
Teil von Rumänien, den westlichen von Rußland, Dänemark, die südlichen. Teile 
von Norwegen und Schweden. Würden darauf die Wälder in Grün deutlicher zum 
Ausdruck gebracht und die Straßen in Zinnoberrot, die Hafenorte und günstige 
Landungsplätze, sowie die „Verbotzonen“ markiert, hätten wir in ihr eine Karte, 
die das Bedürfnis der deutschen Luftschiffer und Flieger in jeder Beziehung zu 
nächst befriedigt. Die Karte kann ferner noch nach jeder Himmelsrichtung hin 
leicht ergänzt werden, damit sie noch weitern dem Luftverkehr zu erschließenden 
Gebieten dient. Es liegen keine besondern Schwierigkeiten vor, sie zu einem inter 
nationalen europäischen Kartenwerke auszubauen. 
Während des Krieges, besonders auf dem westlichen Kriegsgelände, wurden 
Sektionen der Topographischen Spezialkarte von Mitteleuropa (Reymannsche Karte) 
in 1 : 200000 als Fliegerkarten umgearbeitet (saftiges Wäldergrün und kräftiges Wege 
rot) und gern benutzt. Ob man dem Maßstab 1 : 200000 oder 1 : 300000 den Vorzug 
gibt, hat schließlich die Praxis zu entscheiden und weniger eine kartentheoretische 
Untersuchung. 
146. Die spezielle Flugkarte. Neben den Karten 1 : 300000 und 1: 200000 hat 
sich eine andere Fliegerkarte im Kriege glänzend bewährt, die für die weitere Aus 
gestaltung des Flugkartenwesens wertvolle Fingerzeige geben kann; sie wurde für 
einzelne Armeen auf Grundlage der französischen Karte in 1 : 80000 neu entworfen. 
Hätte die französische Karte bereits vollständig in der deutschen Umarbeitung in 
1 : 100000 Vorgelegen, wäre letzterer Maßstab bevorzugt worden. Die Fliegerkarte 
1 : 80000 zeigte die Situation schwarz, die Eisenbahnen in starken schwarzen Linien, 
das Hauptwegenetz wie die hauptsächlichsten Ortschaften rot überdruckt, die Wälder 
in Grün und Flußnetz und Seen in Blau, also ganz ähnlich wie bei den vor dem Kriege 
hergestellten französischen und belgischen Luftschifferkarten. Nur die wichtigsten 
Höhen waren in Metern angegeben und markante Kuppen leicht in Schwarz schraf 
fiert. Die Karte war klar, übersichtlich und orientierte, wie ich mich persönlich auf 
Frontflügen überzeugt habe, vorzüglich. Also auf das Gelände war vollständig ver 
zichtet worden. Die Wahrnehmung, daß schon in der Höhe von 1000—1500 m 
Höhendifferenzen von 50 und mehr Meter nicht mehr wahrzunehmen sind (S. 282), 
läßt eine ausführliche Geländedarstellung auf der Flugkarte (ausgenommen auf 
Landungskarten) als unnötige Belastung erscheinen. Schon vor dem Kriege sind 
in Österreich Stimmen laut geworden, auf das Terrain zu verzichten, und nach den 
Fliegererfahrungen im Kriege kann dies gar nicht nachdrücklich genug betont werden.
	        
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