Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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Die Landkarte und ihr Lageplan. 
der Maßstab der Karte. Ist der Maßstab der Karte 1 / M, so wird beispielsweise bei 
Verdoppelung des Zählers der neue Maßstab 2/M, also noch einmal so groß wie der 
ursprüngliche, bei Verdreifachung dreimal so groß; bei einer n-fachen Vergrößerung 
ist der neue Maßstab n/M. Soll umgekehrt der Maßstab entsprechend kleiner werden, 
so ändert sich der Modul wie folgt: 
1 1 1 
M-2 ’ M-3 ‘ ‘ ' M-N ' 
Der Maßstab bezieht sich stets auf Linienelemente, niemals auf Flächen. 
Wenn das Bild zur Natur in Beziehung gesetzt wird, so ist „Bild“ == die auf dem 
Kartenbilde abgezirkelte Strecke, und „Natur“ = die auf die mathematische Ober 
fläche der Erde projizierte Strecke. 
1 Bild Kartenstrecke Globusradius 1 
M ° Natur ° 6r mittlern Meridianstrecke 0( ^ er Erdradius 
Das VerjüngungsVerhältnis bezieht sich einmal auf den Meridian, sodann auf 
den Erdradius. Da beide voneinander abhängig sind, steht jede Verjüngung irgend 
einer Oberflächenlinie im engsten Verhältnis zum Radius des zugehörigen Globus 
und ist proportional dem Erdradius. 
Ist R = Erdradius und r — Globusradius, so ist r/R = 1/B:r das Verjüngungs 
verhältnis oder der Maßstab der Verkleinerung, mithin ist 1/M = l/R:r oder 
R = M • r und r = R • 1/M. 
148. Die genaue Maßstabbezeichnung. Die genaue Maßstabbezeichnung auf 
Karten ist eine Errungenschaft des 19. Jahrhunderts. Es hat lange gedauert, bis 
man sich zur vollen Erkenntnis der Wichtigkeit dieses Kartenelements durchgerungen 
hat. Die namhaften deutschen geographischen Handbücher und Projektionslehren, 
von denen des Auslandes ganz zu schweigen, treten auch heute noch zaghaft an die 
Behandlung des Kartenmaßstabes heran. Zöppritz-Bludau, M. Groll, H. Zondervan 
haben ihm in ihren Werken nur kurze Worte gewidmet. Schon ausführlicher wird 
H. Wagner in seinem Lehrbuch der Geographie. Der Maßstab aber wird durch ihn 
zum Gegenstand einer längern historisch-kritischen Betrachtung in der Zeitschrift 
der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin (1914). Die wertvolle Arbeit bringt Licht 
und Bewegung in die Maßstabfrage; und gern berufe ich mich auf diese Ausführungen, 
wenngleich ich in manchen Einzelpunkten andern Gedankengängen gefolgt bin. 
Wie H. Wagner spreche ich auch hier nur von dem allgemeinen Maßstab 
(Fiorini: Scala generale). Das Verjüngungsverhältnis, ganz gleich, ob es in Bruch 
form (Verhältniszahl) oder mit verjüngtem Maßstab oder in bestimmten Maß 
einheiten angegeben wird, nennen wir kurzweg Maßstab. Bei den bestimmten 
Maßeinheiten wird angegeben, wie lang eine Strecke, die auf der Karte den bestimmten 
Betrag von 1 mm oder ein Vielfaches davon besitzt in der Natur ist. 1 2 Die Engländer 
und Russen gebrauchen diese Maßstabbezeichnung zur Klassifizierung ihrer Karten; 
auf sie kommen wir gleich noch zu sprechen. Vorteilhaft bleibt es immer, das Einheits 
maß des metrischen Systems, den Kilometer, zu 1 mm oder 1 cm der Kartenstrecke 
in Beziehung zu setzen. So heißt es heute schon vielfach auf den Karten: 
1 Krümmel-Eckert: Geographisches Praktikum 1908, S. 6, 7. 
2 Steht auf der Karte 1 cm = 1000 m (1km), so hat die Länge einer Karte, die ich z. B. mit 
25 cm abzirkle, die wirkliche Länge 1000 • 25 = 25 km, und der Maßstab ist, da 1 km = 100000 cm 
sind, 1: 100000.
	        
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