Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Der Maßstab. 
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1 km in der Natur = 1 mm auf der Karte in 1 :1000000 oder 
100 km in der Natur = 2 cm auf der Karte in 1 : 5000000 usf. 1 
Nicht zu vergessen ist für eine vollständige Maßstabbezeichnung die ursprüng 
lichste Form der Veranschaulichung, wie sie uns im verjüngten Maßstab, dem 
Längenmaßstab, dem Überbleibsel des alten Meilenmaßstabes, entgegentritt, 
auf dem man die üblichen Maße, wie Kilometer, Meilen oder fremde Maße, verkleinert 
wiedergibt. Auf ihm liest man mittels Zirkels die Entfernungen direkt ab. 1 2 Die 
gute Wiedergabe eines Transversalmaßstabes fand ich z. B. auf einer Karte 
vom Jahre 1817. 3 
Weil durch die drei sich gegenseitig stützenden Maßstabbezeichnungen das 
menschliche Anschauungsbedürfnis hinreichend befriedigt wird, ist es erklärlich, 
daß alle bessern Schul- und Handatlanten der Neuzeit sich bemühen, ihren Karten 
diese Art von gesunder kompilatorischer Maßstabbezeichnung zu geben. Unter 
den Handatlanten hat hierin E. Debes’ Neuer Handatlas Schule gemacht. 
149. Maßstab und Kartenart, ältere Einteilungen. Die Größe des abzubildenden 
Erdoberflächenstückes und der Zweck der Karte bestimmen die Wahl des Maßstabes. 
Er ist ,,stets von dem größten und entscheidendsten Einfluß auf den ganzen Inhalt“ 4 
oder, wie H. Fischer sagt: „Der Maßstab bestimmt Inhaltsmenge und damit Charakter 
und Leistungsfähigkeit der Karte.“ 5 Mit der Vergrößerung des Maßstabes nimmt 
der Inhalt der Karte zu, mit der Verkleinerung entsprechend ab. Ganz allgemein 
kann gesagt werden, daß der Inhalt der Landkarte im Verhältnis der Quadrate der 
Maßstäbe zu- bzw. abnimmt. Wieweit dies stimmt, soll später noch untersucht 
werden. 
Die Erkenntnis, daß der Inhalt der Landkarte wesentlich vom Maßstab ab 
hängig ist, hat zu einem besondern Einteilungsprinzip der Kartenarten geführt. In 
der Zeit der Kartenreformation um 1700 begegnen wir den ersten Karteneinteilungs 
versuchen. Ist bei ihnen noch nicht von den Maßstäben die Rede, so merkt man 
doch, daß das ganze Einteilungsprinzip nach der Größe der Karte, wie sie durch den 
Maßstab bedingt ist, aufgebaut ist. J. G. Gregorii hat sich 1713 ausführlicher 
mit der Einteilung befaßt. Er scheidet die Karten in Universales oder Generales, 
Particulares, Speciales und Specialissimae. 6 Zu den Universales Chartae gehören die 
Planisphaeria, zu den Chartae Geographicae Particulares die „Viertel-Charten“, 
die einen Hauptteil des ganzen Erdkreises präsentieren, also Europa, Asien, Afrika, 
Amerika. Die Speziallandcharten stellen ein Land, eine Provinz oder Herr- 
1 a) Meßtischblatt 1: 25000,1 cm = 250 m u. 4 cm = 1 km in der Natur; b) Karte des Deutschen 
Reichs 1: 100000, 1 cm = 1 km in der Natur; c) Topograph. Übersichtskarte des Deutschen Reichs 
1: 200000,1 cm = 2 km und 5 mm = 1 km in der Natur; d) Übersichtskarte von Mitteleuropa 1: 300000, 
1 cm = 3 km und S 1 ^ mm = 1 km in der Natur; e) Vogels Karte von Deutschland 1: 500000, 1 cm = 
5 km und 2 mm = 1 km in der Natur; f) Weltkarte 1: 1000000, 1 cm =10 km und 1 mm = 1 km 
in der Natur. 
2 Auf der Karte „Melita Insula“ (Karte von Malta) Ant. Lafreri, Rom 1551 [N. Bi. Paris] 
spannt sich über den Meilenmaßstab ein Zirkel, um zu zeigen, wie die Miglia abgegriffen werden. 
3 Christoph Fembo: Postkarte von Deutschland. Nürnberg 1817 [K. Bi. Berlin]. 
4 B. Schulze: Das militärische Auf nehmen. Leipzig u. Berlin 1893, S. 1. 
5 H. Fischer: Die Anforderung der Vollständigkeit an die Karte. Ratzel Gedenkschrift. 
Leipzig 1904, S. 76. 
6 J. G. Gregorii: Curieuse Gedancken von der vornehmsten und accuratesten Alt- und Neuen 
Land-Charten usw. Franckfurt und Leipzig 1713, S. 280—284.
	        
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