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Die Landkarte und ihr Lageplan.
liehen, von der Abbildung erforderten Größe zu bestimmen und damit die in der
Tabelle niedergelegten Verhältniszahlen zu multiplizieren. 1
Zwischen den extremen Fällen, den topographischen Karten einerseits und den
Planigloben andererseits, gibt es eine Reihe von Karten, die bezüglich der Vernach
lässigung von Fehlern, die durch Maßstab und Projektion entstehen, gerade an der
Grenze des Erlaubten stehen. Dahin gehören die Fälle, die zu entscheiden haben,
ob bei der Abbildung des Erdoberflächenstückes die Maße der ideellen Kugel oder
des Ellipsoides zu berücksichtigen sind. Wir nähern uns jetzt wieder ganz auffällig
dem Grenzgebiete zwischen topographischen und chorographischen Karten. Erstere
müssen mit der sphäroidalen Gestalt der Erde rechnen, letztere erst bei dem Maß
stab 1:1000000 und großem Kartenmaßstäben. 1 2
152. Ältere Maßstabbezeichniingen. Der Meilenmaßstab. Vom 14. Jahrhundert
bis in das erste Dezennium des 19. Jahrhunderts finden wir fast auf allen Karten
die Bezeichnung des Meilenmaßstabes, zunächst auf den Seekarten, vom 16. Jahr
hundert ab auch auf den Landkarten. Der Meilenmaßstab war beziffert und an
ihm angegeben, welche Meilenart oder Erdgradstrecken gemeint waren. Die Ptolemäus-
ausgabe von 1518 (Straßburg) scheint bis jetzt das älteste Dokument für die Ver
zeichnung des Meilenmaßstabes zu sein. 15 Meilen werden auf einen Äquatorgrad
gerechnet. Die gleiche Art von Maßstabbeschreibung ist jahrhundertelang bei
behalten worden (s. später unter Bode). Der Meilenmaßstab wurde für jede Richtung
auf der Karte gebraucht.
Außer Karten mit einem Maßstab gab es welche mit einer ganzen Reihe von
Maßstäben neben oder untereinander zum Vergleich. Diesen Karten begegnen wir
bereits im 16. Jahrhundert, und in der Vorrede zur „Auslegung der mercarthen oder
Cartha Marina, darin man sehen mag, wo einer in der weit sey, und wo ein yetlich
Landt, Wasser und Stadt gelegen ist“ vonL.Friess, Straßburg 1525, heißt es: „Zum
Messen der Entfernungen findest du auf den Karten drei leitern (= Maßstäbe), die ge
meine deutsche, die italienische und französische.“ Außer auf Seekarten finden sich
ausführlichere Angaben über verschiedene Maßstäbe auf den Post- und Reisekarten
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Späterhin werden sie seltener, leben aber wieder auf bei Verkehrskarten in Hand
1 Es sei z. B. r = 60 mm, die Verhältniszahl v, dann ist der Radius in der Ebene oder der Karten
radius Q = 60 • v und der Maßstab ——
6370 km: 60 mm = 1: 106 • 170 • 000
2 Über den ausführlichenVergleich von Ellipsoid und ideeller Kugel bei einem Maßstab 1:1000000
vgl. Zöppritz-Bludau I„ a. a. 0„ S. 38ff. — Vgl. des weitern H. Wagner, a. a. 0., S. 56—62. —
E.Haentzschel: DasErdsphäroid und seine Abbildung. Leipzig 1903 (behandelt die konforme Doppel
projektion der Karte des Deutschen Reiches in 1: 100000). — E. Hammer: Zur Abbildung des Erd-
ellipsoides. Stuttgart 1891. — Vergleichg. einiger Abbildungen eines kleinen Stücks der ellipsoidischen
Erdoberfläche (Karte von SW-Deutschland). Nova acta. Abh. der Kaiserl. Leop.-Carol. Deutschen
Akademie der Naturforscher. LXXI. Nr. 9. Halle 1898. — Über die Fehler bei Ersetzg. der ellip
soidischen Erdoberfläche durch die Kugelfläche. Z. f. Schulgeographie. XXI. Wien 1900, S. 161 bis
172. — J. Frischauf: Die Abbildungslehre und deren Anwendung auf Kartographie und Geodäsie.
Z. f. mathem. und naturwiss. Unterr. XXXVI. S.-A. Leipzig 1905. — Die mathematischen Grund
lagen der Landesaufnahme und Kartographie des Erdsphäroids. Stuttgart 1913. — L. Krüger: Kon
forme Abbildung des Erdellipsoids in der Ebene. Veröffentlichung des Kgl. Preuß. Geodät. Institutes.
Neue Folge. Nr. 52. Leipzig.