Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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D if 1 Landkarte und ihr Lageplan. 
Die bequeme Vergleichbarkeit (Kommensurabilität) der Kartenmaßstäbe 
ist zum Axiom für die Bearbeiter von Atlanten geworden, ganz gleich, ob es sich um 
Hand- oder Schulatlanten handelt. Selbst andere Kartenwerke, die eine Karte und 
mehrere Teile daraus vergrößert wiedergeben, streben nach einem annehmbaren 
Vergleich der gewählten Maßstäbe. Wenn H. Wagner die Vergleichbarkeit der Maß 
stäbe von Atlaskarten bei der Herausgabe seines Methodischen Schulatlas 1888 als 
selbstverständlich, wie vor ihm Delisle, hingestellt hat, mußte doch dies später wieder 
holt ausgesprochen und schriftlich niedergelegt werden, was um die Wende vom 
alten zum neuen Jahrhundert geschah. Hier hat sich neben andern A. Bludau durch 
die Grundsätze bei der Neubearbeitung von Sohr-Berghaus Atlas 1901 verdienstlich 
gemacht. 
Nicht genug, daß die Atlaskarten gleiches Format haben, müssen gewisse Folgen 
von Karten, wie die Karten der europäischen Staaten oder der Erdteile, in gleichem 
Maßstab entworfen sein. Ist dies nicht möglich, müssen die verschiedenen Maß 
stäbe unter sich kommensurabel sein, d. h. in einfachem Verhältnis zueinander stehen, 
wie 1 : 1 Milk, 1 : 2 Milk, 1 : 4 Milk, oder 1 : 10 Milk, 1 : 20 Milk, 1 : 80 Milk, 1 : 40 Milk 
oder 1 : 9 Milk, 1:18 Milk, 1 : 36 Milk usf. 
Worauf moderne Atlanten so stolz sind und es preisend hervorheben, nämlich 
die leichte Vergleichbarkeit der Maßstäbe als etwas Neues eingeführt zu haben, möchte 
ich erwidern, daß darin G. Delisle ihnen längst mit seinen Karten und Atlanten, die 
in den Jahren 1700—1730 entstanden, vorangegangen ist. 1 Er faßte diese Vergleich 
barkeit oder die „geraden“ Verhältnisse als etwas Selbstverständliches auf, von dem 
weder er noch seine Zeitgenossen viel Aufhebens machten. Bei der französischen 
Annahme, daß ein Breitengrad = 57000 Toisen ist 2 , setzte er bei Asien und Afrika 
10° = 23 Linien oder 1 Linie = 25000 Toisen fest, bei Europa 5° — 23 Linien oder 
1 Linie = 12500 Toisen, bei Amérique sept, et mer. 10° = 27 Linien oder 1 Linie 
= 20000 Toisen. Das „gerade“ A'erhältnis spricht sich noch deutlicher bei den 
Karten großem Maßstabes aus. Auf den Karten Mexique, Granada, Terre ferme, 
Paraguay, Barbarie, Egypte und Kongo wurden 5 Breitengrade zu 27 Linien oder 
Maßstab 
1 km 
in mm 
1 m 
in mm 
Die Sicherheiten, 
0,2 mm = 
1 
3000000 
0,33 
0,00033 
600 „ 
1 
4000000 
0,25 
0,00025 
800 „ 
1 
5000000 
0,2 
0,0002 
000 „ 
1 
10000000 
0,1 
0,0001 
2000 „ 
1 
20000000 
0,05 
0,00005 
4000 „ 
1: 
30000000 
0,033 
0,000033 
6000 „ 
1. 
40000000 
0,025 
0,000025 
8000 „ 
1 
50000000 
0,02 
0,00002 
10000 „ 
1: 
100000000 
0,01 
0,00001 
20000 „ 
1 
200000000 
0,005 
0,000005 
40000 „ 
1 Vgl. die Untersuchungen von Christian Sandler: Die Reformation der Kartographie um 
1700. München u. Berlin 1905, S. 22. 
2 Eine „toise“ (lat. tensa = Klafter) seit der französischen Gradmessung in Peru (1735 — 1736) 
„toise de Pérou“ genannt, meist Pariser Maß = 6 pieds = 1,949 m. Die Toise wurde auch vielfach 
in Deutschland, Österreich und der Schweiz benutzt.
	        
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