Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Orientieren der Karte. 
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1 Linie = 10000 Toisen bestimmt. Für die europäischen Länder, wie Italie, Alle- 
magne, Espagne, Isles Britanniques, France, Pologne, Hongrie, Couronnes du Nord, 
Moscovie usw. machte er einen Breitengrad — 19 Linien oder 1 Linie — 3000 Toisen. 
Nicht außer acht zu lassen ist, daß die gut vergleichbaren Maßstäbe schon in 
den systematischen Arbeiten eines Mercators wiederklingen, indem er seine Atlas 
karten ,,in ein gleiches Format und in ein beständiges, sowohl nach denen Grenzen 
und Distanzen, also auch denen Längen- und Breitengraden zusammenhängendes 
System gebracht, also der erste gewesen ist, der die Geographie in die gegenwärtige 
mathematische Form gesetzt hat“. 1 
Neuerdings will man von den leicht vergleichbaren Maßstäben die Güte des 
Atlas abhängig machen. Für Schulatlanten mag dies gelten, nicht im gleichen Maße 
für die Handatlanten; denn nur selten kann man zwei Atlaskarten nebeneinander 
benutzen, schon deshalb nicht, weil sie meist in einem Bande gebunden sind. Zuletzt 
soll man sich hüten, wenn manche Karten nicht ganz in den nach Schema ,,F“ ge 
forderten Maßstäben erscheinen, die Anforderungen auf die Spitze zu treiben; z. B. 
bei den Maßstäben 1 : 950000 und 1 : 2100000 kann man sich, wenn es sich um ganz 
allgemeine Vergleiche handelt, noch eine ganz leidliche Vorstellung von den Größen 
zweier Karten machen (die eine in nahezu 1 : 1000000, die andere in rund 1 : 2000000). 
Ich würde deshalb E. Debes nie einen Vorwurf machen, daß in seinem Handatlas 
Europa in 1 : 12000000 und das Deutsche Reich in 1 : 2750000 dargestellt ist, oder 
H. Haack, in dessen Schulatlas das norddeutsche Tiefland den Maßstab 1 : 500000 
und die Alpenländer 1 : 925000 aufweisen. 
Eng mit obigen Fragen nach gut vergleichbaren Maßstäben hängt die Frage 
zusammen: Welcher Maßstab ist für einen bestimmten Zweck der beste? Für ehoro- 
graphische Karten ist man noch nicht zu einer allseitig befriedigenden Lösung gekommen, 
obwohl eine Anzahl berechtigter Normen aufgestellt werden könnte. Denn es ist nicht 
gleichgültig, ob ich für Deutschland je nach der Unter-, Mittel- und Oberstufe eines 
Schulatlas oder nach dem Bedürfnis eines Handatlas zur Einführung in die physi 
kalische Beschaffenheit einen Maßstab von 1 : 2 Milk, 1 : 3, 1 : 4 oder 1 : 6 Mill. wähle, 
wenngleich bisher die praktische kartographische Erfahrung brauchbare Richtlinien 
in die Hand gegeben hat. Der Kartograph in Verbindung mit dem Schul- und Hoch 
schullehrer dürfte die beste Antwort hierauf geben. In geodätischen Kreisen ist 
die Frage nach dem geeignetsten Maßstab der topographischen Karte bereits ven 
tiliert worden 1 2 , und teilweise decken sich hiermit die Ausführungen, die ich im ersten 
Teil der „Kartenaufnahme“ gegeben habe. 
II. Orientieren der Karte. 
1G6. Wesen der Orientierung’. Bedauerlich ist, daß der fremden Bezeichnung 
„Orientierung“ die alte deutsche Form „Ortung“ oder „Ortung“ hat weichen müssen. 
Die Orientierung des Kartenblattes bildet bei der Anlage der Karte eine der Grund 
maßnahmen, die sich an die Festlegung des Maßstabes anreiht. Schon bei der Karten 
aufnahme ist sie ein entscheidender Faktor. Die Meßtischplatte, die ich daheim so 
1 E. D. Hauber, a. a. O., S. 31. 
2 H. Müller: Über den zweckmäßigsten Maßstab topographischer Karten. Diss. Karlsruhe. 
Heidelberg 1913, S. 32-34. 
Eckert, Kartenwissenschaft. I. » 21
	        
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