T)i(‘ kartographische Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts.
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graphie) ist bisher von keinem europäischen Staate ein Kartenwerk in Angriff ge
nommen und auf ein gleich großes Gebiet der Erde ausgedehnt worden. Im N
reicht die Karte bis flach Christiansand, Wenersburg, Wenden, im S bis nach
Villeneuve, Mantua, Statina, im W bis nach Worcester, Cherbourg, Bordeaux und
im 0 bis nach Minsk, Tarnopol, Czernowitz. In der Terraindarstellung war die
Reymannsche Karte die glückliche Erbin all der Mühen und Plagen in dem Suchen
und Ausgestalten einer guten Geländezeichnung in Schraffen während des 18. Jahr
hunderts.
257. Die wissenschaftliche Begründung der Hypsometrie und der Sehraffen
darstellung. Das Entstehen wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Sonderkarten
sowie der Touristenkarte. Am Ende des 18. Jahrhunderts werden neue Methoden
der Höhenmessung erfunden und durch A. v. Humboldt die Hypsometrie begründet.
Dadurch wurde der Höhenzahl besondere Aufmerksamkeit geschenkt und damit
zugleich auch ihrer Wiedergabe auf dem Kartenbild, sei es in der nackten Aufzeichnung
der gewonnenen Höhenziffer oder in der Verarbeitung zum Isohypsenbild. In der
Hauptsache gehören die wichtigsten und folgenschwersten Arbeiten dieser Art dem
kommenden Jahrhundert an, weshalb sie im folgenden Kapitel Gegenstand der Unter
suchung sind.
Das Ende des 18. Jahrhunderts sollte der Schraffendarstellung noch ihre „wissen
schaftliche“ Begründung durch J. G. Lehmann bescheren, wie auch die Erstlinge
hochbedeutsamer Schraffenkarten, zu denen gleichfalls Lehmann sein Bestes durch
seine Aufnahmesektionen in den verschiedensten sächsischen Gebieten beigesteuert
hatte. Aus dem Anfänge des neuen Jahrhunderts meldet sich bereits eine größere
Anzahl von Schraffenkarten der damals wichtigsten Kulturländer; Deutschland,
Österreich, Frankreich und England.
Wieweit Adrian v. Riedl von den theoretischen Erörterungen über die Gebirgs-
darstellung seinerzeit beeinflußt wurde, läßt sich schwer kontrollieren. Wenn sein
Hauptverdienst darin liegt, das bayrische Straßen- und Flußnetz wesentlich ver
vollkommnet zu haben, hat er doch auch die Schraffe zu handhaben verstanden.
Sein Geographischer Conspect der Baierischen und Oberpfälzischen Chausseen
(München 1805) gibt ein schönes Beispiel dafür, weniger sein Reise-Atlas von Bayern
(München 1796 ff., verbesserte Auflage München 1834—1885) unfein ^Strom-Atlas
(München 1806—1808), worauf die Schraffenzeichnung öfters manieriert erscheint.
Immerhin bedeuten Riedls Kartenwerke einen sichtbaren Fortschritt in der
bayrischen Kartographie, selbst wenn sie nach Oberhummers und anderer Urteile für
das Alpengebiet wenig Neues ergeben. 1 Er gebraucht die Schraffe zur Veranschau
lichung und Wiedergabe der Bodenformen in ähnlicher Weise, wie es bereits 1769 auf
Fabris Militärkarte von Böhmen geschah.
Außer an der Terrainzeichnung hatte das 18. Jahrhundert an der Grundlegung
einer sichern Situation gearbeitet. Die meisten der noch jetzt geltenden karto
graphischen Symbole sind im 18. Jahrhundert geschaffen worden. Die verschiedenen
1 E. Oberhummer: Über die Entwicklung und die Aufgaben der bayrischen Landeskunde.
Altbayrische Monatsschrift. 1899, S. lff. — Die Entwicklung der Alpenkarten im 19. Jahrh.
Z. d. D. u. Ö. A.-V. 1902, S. 33. — Heinr. Lutz: Zur Geschichte der Kartographie in Bayern. Jalires-
ber. d. Geogr. Ges. in München für 1886, S. 74ff. — Ch. Gruber: Die landeskundliche Erforschung
Altbayerns im 16., 17. und 18. Jahrh. Forschungen z. deutsch. Landesk. 1894. 8. 14ff.