Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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Die Lehrjahre in den neuen Geländedarstellungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. 449 
Der französische Ingenieur Millet de Mureau scheint der erste gewesen zu sein, 
der seit 1784 auf seinen Fortifikationsplänen jedem nivellierten Punkte die ihm zu 
gehörige Höhenzahl oder Kote beischrieb (s. S. 489). In gleichem Sinne verwandte 
1761 de Roquepiquet die Höhenzahl. Ebenso wichtig sind die Höhenzahlen bei Kanal 
bauten, und auf Kanalkarten stellen sie sich bei Zeiten ein, wie auf Smith’s New 
map of the inland navigation of England and Wales, London 18*01, worauf sich 
ausführliche Angaben in Fuß bis zur Höhe von 1768 Fuß befinden. 1 
Das Bedürfnis, sich von der Höhe und Verteilung der Berge eine Anschauung 
zu machen, führte zur Zeichnung jener Kartogramme, richtig als „Höhentableaus“, 
fälschlich als „Höhenkarten“ 1 2 bezeichnet, die bereits im 18. Jahrhundert auftauchen, 
sich jedoch erst in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts breit machen. 
An ihrer Konstruktion beteiligten sich außer Pasumot und A. v. Humboldt vor 
allem G. Schmidt 3 , W. A. Miltenberg 4 , Brandes 5 , Perrot 6 , Ad. Stieler 7 , Hulley 8 , 
Desjardins 9 , Mechel 10 11 u. a. m„ auch Goethe. 
259. Das Höhenbild. Pasumot war wohl der erste, der 1788 auf den Gedanken 
kam, die bekannten Berghöhen zusammenzustellen und in einem kleinen gestochenen 
Blatte „Tableau comparativ“ zu veröffentlichen 11 ; er zählte 83 Höhen auf (40 in den 
Alpen, 28 in Frankreich und 15 in Amerika). A. v. Humboldt kennt 1807 nur 121 
gemessene Gipfel. Hulley veranschaulicht auf seinem Tableau 76 bestimmte Punkte, 
auf der Weimarer Karte von 1820 werden 187 Höhen angegeben. Desjardins bringt 
311, Bromme 1851 363 Höhen. Man darf sich nicht vorstellen, daß die Höhenbilder 
alle vermessenen Höhen ihrer Zeit brachten; es waren nur die bekanntesten und auf 
fälligsten, denn schon Miltenbergs Sammlung, Frankfurt 1815, enthielt mit Inbegriff 
der widersprechenden, unsichern oder ganz verwerflichen gegen 3000 Höhen. Um 
viele Höhen auf einem Bilde zu veranschaulichen, erforderte es viel Geschick, meistens 
artete die Zeichnung in ein Zusammenkleistern von langen und spitzen eiszapfen 
artigen Gebilden aus, deren einzelne Spitzen numeriert waren. Die Bilder des Weimar- 
schen Instituts und Mechels sind derartige Monstra. Selbst das Bild von Ad. Stieler 
aus dem Jahre 1821 bringt unglaubliche Bergformen im Profil 12 , wenn sich der den- 
1 Original im Britischen Museum, London. 
2 Beispielsweise die „Höhen-Charte oder bildlich vergleichende Uebersicht der bedeutendsten 
Berge in Europa, Asien, Afrika, Amerika u. den Südseeländem“. Weimar. Geographisches Institut. 
1820 (1824). Vgl. auch oben S. 450. 
3 G. Schmidt: Handbuch der Naturlehre. Gießen 1813, S. 672—676. 
4 W. A. Miltenberg: Die Höhen der Erde. Frankfurt 1815. 
5 Brandes in Gehlers physikalischem Wörterbuch 1829. 
6 Perrot: Tableau comparativ des hauteurs des principales montagnes et lieux remarquable 
du globe etc. Paris 1826. 
7 Stielers Handatlas. Gotha 1831. Blatt 10. 
8 T. Hulley: A view of the principal mountains throughout the world, shewing tlieir com- 
parative heights. London 1817. 
9 Constant. Desjardins: Vergleichendes Tableau der bedeutendsten Höhen der Erde. 4. Aufl. 
München 1855. l.(?)Aufl. daselbst 1830. 
10 Chr. de Mechel: Tableau des hauteurs principales du globe fonde sur les messures les plus 
exactes. Berlin 1866. 
11 In Roziers „Obss. sur la physique“, Sept. 1783. „ 
12 Ist Blatt 10 in Stielers Handatlas, Ausg. in 83 Karten, Gotha 1848. Die Nachträge auf der 
Höhentafel gehen bis 1847. 
Eckert, Kartenwissensclxaft. I. 
29
	        
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