Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Landkarte und ihr Gelände. 
Beweis, daß ein instruktives Bild nicht über zu große Gebiete ausgedehnt werden 
darf, wenn es bei den dabei nicht zu umgehenden Überhöhungen, im vorliegenden 
Falle einer 15 fachen, nicht lächerlich wirken und die ganze aufgewandte Zeit und 
Mühe illusorisch machen soll. So konnte es nicht ausbleiben, daß auf diesem Hochbild 
die Höhen der Alpen wie Kristallnadeln aneinander gedrängt in die Höhe starren und die 
deutschen Mittelgebirge zu steilen Alpengipfeln emporgewachsen sind. 
Mit Beeilt betont H. Haack, daß die Wirkung des Reliefs in der Größe dos 
Maßstabs liegt. 1 Über einen Maßstab 1 : 500000 sollte man kaum hinausgehen. 
Über den Wert des Hochbildes will ich mich nicht ins einzelne verlieren und 
nur das hervorheben, daß er teils theoretischer, teils praktischer Natur ist. „L’utilité 
des reliefs est beaucoup plus grande qu’on ne serait tout d’abord enclin à le penser“, 
mit diesen Worten beginnt am VII. Internationalen Geographenkongreß zu Berlin 
1899 Claparède seine Mitteilungen über eine neue Reliefkonstruktion von C.Perron. 1 2 
Bekanntlich ist das gute Hochbild ein vorzügliches Unterrichtsmittel. Aus der Karte 
entstanden, ist es eins der besten Hilfsmittel, das zwar Atlas und Wandkarte nie 
ersetzen wird, aber geeignet ist, hinwiederum in das Kartenverständnis einzuführen. 
Ho vereint es theoretischen mit praktischem Nutzen. Letztem hat es kaum jemals 
besser dokumentiert als im Weltkriege. Der lange Stellungskrieg hatte das Bedürfnis 
nach Hochbildern wachgerufen. Die einzelnen obern Heerführer an der Westfront ver 
langten danach ; aber selbst bis zur Division und Brigade hinab machte man sich daran, 
Reliefs auf Grund der neuaufgenommenen Karten in 1 : 25 000 und 1:10 000 zu kon 
struieren. Die den Armeen zugeteilten Vermessungsabteilungen nahmen die Her 
stellung in die Hand; bei manchen Abteilungen war eine besondere Gruppe von ge 
schickten Mannschaften bloß mit diesen Arbeiten beschäftigt. Viele Glanzleistungen 
waren auf diesem Gebiete zu verzeichnen, Hochbilder von 4—6 m Länge und 2—3 m 
Höhe wurden geschaffen, diese großen meist in der Art der Treppen- oder Stufen 
reliefs, die kleinen in Plastilina, mehr noch in Gußmasse, von denen viele in kurzer 
Zeit hergestellt wurden. Die Hochbilder wurden in solcher Menge begehrt, daß sich 
die Landesaufnahme (der stellvertretende Generalstab) in Berlin entschloß, nach 
einem neuen Verfahren, das Wenschow erfunden hat, die Herstellung von Reliefs 
in Meßtischblattgröße und -maßstab im großen zu betreiben. Schon waren die ersten 
Versuche dieser Art an der Front, als der Krieg zu Ende ging. 3 
288. Ras Rundbild oder das Panorama. Anschließend an das Relief sei noch 
der vertikalen Abbildung des Geländes gedacht, wie sie sich im Rundbild oder 
Panorama repräsentiert, das gleichfalls geeignet ist, in die Kartenkenntnis mit 
einzuführen, wenn auch nicht in dem hohen Maße wie das Relief; denn das Relief 
kann unter Umständen Hunderte von Landschafts- und Rundbildern ersetzen. Gleich 
1 H. Haack: Wenschows Reliefkarten. G. A. 1921, S. 13. 
2 C. Perron hat sich auch dadurch einen Namen in der französischen Kartographie gemacht, 
daß er die Kartenausrüstung der letzten 16 Bde. von Elisée Reclus’ „Nouvelle Géographie Uni 
verselle“ versorgte. 
3 Die Herstell, dieser Art Hochbilder ist weiter verbessert worden, u. ganz vorzügliche typische 
Reliefs sind bereits angefertigt worden, die die Firma „Kartographische Reliefgesellschaft“ in München 
in den Handel bringt. — Vgl. auch H. Haack, a. a. O., S. 11 — 13, wo ein Einblick in das neue Ver 
fahren und dessen Bedeutung gegeben wird. — Allgemein verständlich geschildert fand ich Wenschows 
Verfahren in der Deutschen Zeitung für Spanien (Revista Alemana de España). VI. Nr. 115. 10. April 
1921, Barcelona.
	        
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