Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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Die wissenschaftlichen Grundlagen der Geländedarstellung. 
wesen, aber zu solch großzügigen Gedanken hatten sie sich noch nicht aufzuraffen 
vermocht. Würde man in Zukunft eine derartige Scheidung von Karten der Nord- 
und Südhemisphäre herbeiführen, so wäre auf keinen Fall eine Änderung der 
Orientierung herbeizuführen. Wenn für die südlich beleuchteten Karten der Nord 
halbkugel eine südliche Orientierung gewünscht wird, dann müßte für die Karten 
der Südhalbkugel eine nördliche Orientierung gefordert werden, mithin wie es für 
sie jetzt schon gepflegt wird. Die südliche Orientierung würde eine heillose Kon 
fusion anstiften, was einen weitern Grund ergibt, es bei der jetzt üblichen Orien 
tierung auch für alle Kartenwerke der Zukunft zu belassen. 
D. Allgemeine Geländeschraffe und Schraffenersatz. 
I. Die allgemeine Geländeschraffe. 
333. Unterschied zwischen Böschungs- und allgemeiner Geländeschraffe. Im 
Interesse einer klaren Beurteilung über Wesen und Wert der Schraffen ist es zu 
empfehlen, zwischen Böschungsschraffe und allgemeiner Geländeschraffe 
zu unterscheiden. Die eine ist das Bauelement bei sogenannter senkrechter Beleuchtung, 
die andere ist lediglich Symbol des Geländes. Wird erstere in der Hauptsache für 
topographische Karten gebraucht, so letztere sowohl als Schattendarstellungsmittel 
für groß- und kleinmaßstabige Karten wie als allgemeines Symbol des Geländes klein- 
maßstabiger Karten ohne Bücksicht auf irgendwelche Beleuchtung. Die Funktionen 
der Böschungsschraffe sind demnach ganz anderer Art als die der allgemeinen Ge 
ländeschraffe. Die Arbeitsweise der einen ist durch mathematische Gesetze zwangs 
läufig, der Subjektivität möglichst weit entrückt, die der andern bewegt sich auf 
freiem Bahnen und unterliegt subjektiven Einflüssen, die sich im Können und Kennen 
des Kartenzeichners beurkunden. Das will H. Wagner mit den Worten andeuten, 
wenn er sagt, ,,daß es sich hier um eine wirklich darstellende Kunst handelt“ 1 , und 
ich füge hinzu: die jedoch von wissenschaftlichen Grundsätzen geleitet werden soll. 
Sehr gut sagt auch C. Vogel, „daß die Schraffenmanier nicht so ohne weiteres als 
eine schematische Arbeit, sondern als eine auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende 
graphische Kunstleistung aufgefaßt und geübt werden muß, soll nicht ein im Be 
lieben jeden Zeichners oder Stechers liegende, aber dem allgemeinen Verständnis nicht 
zusagendes Terrainbild zum Vorschein kommen.“ 1 2 
334. * Die Geländeschraffe und ihr wissenschaftlicher Hintergrund. Durch die 
allgemeine Geländeschraffe wird nicht mehr der Grad der Neigung im Gelände aus 
gedrückt; mithin ist es ein vergebliches Bemühen, den Grad der Neigungen aus solchen 
Kartenbildern entziffern zu wollen. Nicht jedes ausdrucksvolle Kartenbild hält der 
wissenschaftlichen Kritik bis ins einzelnste stand. Doch gibt es zahlreiche klein 
maßstabige Kartenwerke, die immer noch gewissen mathematischen Formeln genügen; 
1 H. Wagner: Lehrbuch, a. a. O., S. 247. 
2 C. Vogel: Die Terraindarstellung auf Landkarten mittels Schraffierung. P. M. 189.'!, S. 148.
	        
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