Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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Die wissenschaftlichen Grundlagen der Geländedarstellung. 
382. Peuckers System und die künftige Umgestaltung der Handatlanten. Peuckers 
System wird sicher von grobem Einfluß auf die künftige Umgestaltung der Hand 
atlanten sein. In Schulatlanten, wie in der gesamten Schulkartographie, merkt 
man bereits den erfrischenden Hauch Peuckerscher Gedanken, wobei es noch gar 
nicht nötig ist, von einer auffälligen Annäherung an Peucker zu sprechen, wenn die 
hohem Geländeteile mit einem zarten Eot überdeckt sind, wie bei H. Habenicht 1 , 
bei Debes, Kirchhoff und Kropatschek 1 2 , bei Haack 3 , bei Bothaug 4 , bei Bludau 5 , bei 
meinem Neuen Methodischen Schulatlas. 6 Auch früher wurden die roten Töne für 
die höchsten Erhebungen bereits gewählt, wie von J. M. Ziegler 7 , Fr. Simony, J. und 
M. Tschamler. 8 Viel wichtiger erscheint mir die Geländedarstellung in den Hand 
atlanten. Man soll doch nicht glauben, als ob mit den schönen Atlanten von Stieler, 
Debes, Andree, Schräder usw. das Vollkommenste auf kartographischem Gebiet 
erreicht worden sei. Sie bedeuten nur einen zeitweiligen Höchststand in der Ent 
wicklung, in keiner Weise einen Abschluß. Der Handatlas der Zukunft zeigt sicher 
ein ganz anderes Gesicht wie der heutige. Vielleicht kommt dann auch einmal der 
Geograph auf seine Rechnung. Das physikalische Bild der Atlanten läßt, wenn 
wir es auf Herz und Nieren prüfen, sehr zu wünschen übrig. 9 Das Geländebild er 
hebt sich selten über das Niveau allgemeiner Geländeveranschaulichung. Beim 
tiefen wissenschaftlichen Studium versagen die Geländebilder, wenn nicht einige 
dürftige Höhenzahlen der Vorstellung zu Hilfe kämen. Damit soll den genannten 
prächtigen Kartenwerken kein Vorwurf entstehen; sie können jetzt eben das noch 
nicht leisten, was die geographische Wissenschaft fordert, weil der größte Teil unserer 
Erdoberfläche hypsographisch noch unerschlossen ist. Auch läßt sich das Neue 
nicht plötzlich an die Stelle des Alten setzen. Zunächst müssen Übergänge geschaffen 
werden, ganz abgesehen davon, daß technische und pekuniäre Gründe auch ein Wort 
mitzusprechen haben. Wird es dereinst möglich sein, Karten im Maßstab 1 : 1000 000 
und kleiner hypsometrisch sicher zu erfassen, wird sich der Farbenplastik ein weites 
Feld der Betätigung für Atlaskarten erschließen. 
1 H. Habenicht: Atlas zur Heimatkunde des Deutschen Reiches. Gotha 1887. Hier wird 
für die hohem Erhebungen ein rötliches Braun verwendet. Die höchsten Gebirgsteile selbst sind weiß 
ausgespart. Wenn aber Habenicht in seinem Aufsatz „Das malerische Element in der Kartographie“ 
Z. f. Schulgeogr. 1903, S. 283—285, behauptet, daß er die Peuckersche Theorie mit wenig Worten 
und durch die Tat lange vor Peucker aufgestellt habe, ist dies ein naiver Optimismus, den wir Habe 
nicht in Anbetracht seiner sonstigen Leistungen und Verdienste zugute rechnen wollen. 
2 Auf den Debesschen Schulatlanten wird für die höchsten Erhebungen gleichfalls ein rötliches 
Braun genommen. 
3 H. Haack bedeckt die höhern Gebirgsschichten mit roter Farbe; so auf seinen physikalischen 
Schulwandkarten, wie auch auf den Karten seines Oberstufenatlas für höhere Lehranstalten. Gotha, 
bei J. Perthes. 
4 G. Rothaug auf Schulwandkarten und Schulkarten im Verlage von G. Freytag & Berndt 
in Wien. 
5 A. Bludau in der Neuauflage von Sohr-Bergbaus’ Handatlas. Glogau 1902ff. 
6 M. Eckert: Neuer methodischer Schulatlas. Halle a. S. bei H. Schroedel. (Die neue Tönung 
von Aufl. 63 ab.) 
7 J. M. Ziegler: Hypsometrische Karte der Schweiz 1:380000. Winterthur 1866. 
8 Üb. Fr. Simony u. J. u. M. Tschamler vgl. K. Peucker: Neue Beiträge zur Systematik 
der Geotechnologie. Mit. d. Geogr. Ges. Wien 1904, S. 301, Anm. 
8 Man lese nur E. v. Römers „Kritische Bemerkungen zur Frage der Terraindarstellung“ 
naeh. Mit. d. Geogr. Ges. Wien 1909, S. 507ff.
	        
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