Biologische und meer wirtschaftliche Karten.
121
wird die Schelf fläche durch terrigene Böden bedeckt. Ihre genaue Kenntnis ist fin
den Schleppnetzbetrieb wichtig, was darauf schließt, daß die großen Seefischerei
gebiete, wie die Neufundlandbank, die Nordsee, das isländische Ummeer, viele west-
und südafrikanische Seegebiete usw. in das Verbreitungsgebiet terrigener Böden ge
hören. Des weitern befleißigen sich viele Seekarten, die Bodenbeschaffenheit wirt
schaftlich wichtiger Seegebiete bis 200 in Tiefe mit anzugeben, da die Bodenbeschaffen
heit Rückschlüsse auf den Standort des Schiffes erlaubt. 1 — Die ersten bedeutenden
Kartenarbeiten dieser Art, die lithologischen, besser bathylithologischen
Karten, weisen uns nach Frankreich, wo seit 1869 J. Deiesse verschieden berühmte
Karten herausgegeben hat 1 2 , die den Zweck hatten, ,,die vom Festland in das Meer
geführten Niederschläge nach ihrer Art und Abstammung zu bezeichnen und zu syste
matisieren.“ 3 Mit den ebenso elegant ausgeführten wie lehrreichen Karten'hat sich
Delesse für die Lithologie du fond des mers ein großes Verdienst envorben. Die
Darstellung ist farbig. Es werden unterschieden: felsiger Boden, Ton, Korallen,
Kalkschlamm, Schlamm, sandiger Schlamm, Sand, Sand und Gerolle. Die Karten
von Delesse haben unstreitig weitere Nachforschungen angeregt. Eingehendere,
geschweige bessere Karten folgten ihnen jedoch nicht, bis erst nach einem Menschen
alter wiederum sich Frankreich mit einer beachtenswerten Leistung meldete, mit
den Cartes lithologiques sous-marines von M. J. Thoulet. 4 Er kann sich mit der
vom Deutschen Seefischereiverein herausgegebenen Karte der Fischgründe der Nordsee
nicht befreunden, da sie ihm zu überladen und einfarbig (schwarz-weiß) ist. Die
systematische Grundlage zu seinen Karten bildet eine minutiöse Einteilung der lockern
Ablagerungen nach der Korngröße, die durch die Siebmethode festgestellt wird.
In der äußern Form knüpfen sie an die bewährten Karten von Delesse an. Daß man
diese Karten, wenn man ihren praktischen Wert im Auge hat, ebensogut zu den
Fischereikarten (S. 122) zählen kann, bedarf keiner weitern Begründung.
Die eigentlichen Ablagerungen der Tiefsee, die pelagischen Ablagerungen,
sind verschiedenen biogenen Ursprungs. Die Kalk- und Kieselgerüste von Milliarden
und Billionen kleiner und winzigster Meeresorganismen haben im Laufe von Jahr
tausenden einen schlammigen Boden aufgestapelt. Aus den Kieselgerüsten der
Diatomeen hat sich ein Schlammboden gebildet, der in breiter Zone Antarktien
umkreist und außerdem sich als schmales Band durch den Nordpazifischen Ozean
schlängelt . Im Atlantischen Ozean macht sich vorzugsweise der Globigerinen-Schlamm
breit, der in den andern Ozeanen im Verhältnis nicht gleiche Ausdehnung aufweist.
Ihm verwandt ist der weniger verbreitete Pteropoden-Schlannn. Fast ausschließlich
in das Gebiet des Großen Ozeans gehört der Radiolaren-Schlamm. In demselben
Ozean ist das Hauptverbreitungsgebiet des Roten Tons, der in ähnlicher Ausdehnung
in keinem andern Weltmeer vorkommt. Über seinen Ursprung ist nian sich heute
noch nicht im Klaren. Für alle die pelagischen Böden hat 0. Krümmel zwei kleine,
aber gut übersichtliche Schwarzweißkarten gezeichnet. 5 Auf die Arbeiten von
1 G. Schott, a. a. O., S. 92.
2 A. E. O. J. (M.) Delesse: Carte lithologique des mers de France. 1:2000000. Paris
1869. — Carte lith. des mers de l’Amérique-Nord. 1: 11400000. Paris 1870.
3 Vgl. E. v. Sydow i. P. M. 1870, S. 67.
4 M. J. Thoulet’s Litholog. Atlas der französ. Küsten umfaßt 22 Bl. Bull, de la Soc. de
Geogr. XVIII. Paris 1897, S. 5-33. — Plaques-échantillons de fonds marins. B. Inst, Océanogr.
Monaco 1920.
5 O. Krümmel: Handbuch, a. a. O., S. 192, 193.