Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Biologische und meer wirtschaftliche Karten. 
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wird die Schelf fläche durch terrigene Böden bedeckt. Ihre genaue Kenntnis ist fin 
den Schleppnetzbetrieb wichtig, was darauf schließt, daß die großen Seefischerei 
gebiete, wie die Neufundlandbank, die Nordsee, das isländische Ummeer, viele west- 
und südafrikanische Seegebiete usw. in das Verbreitungsgebiet terrigener Böden ge 
hören. Des weitern befleißigen sich viele Seekarten, die Bodenbeschaffenheit wirt 
schaftlich wichtiger Seegebiete bis 200 in Tiefe mit anzugeben, da die Bodenbeschaffen 
heit Rückschlüsse auf den Standort des Schiffes erlaubt. 1 — Die ersten bedeutenden 
Kartenarbeiten dieser Art, die lithologischen, besser bathylithologischen 
Karten, weisen uns nach Frankreich, wo seit 1869 J. Deiesse verschieden berühmte 
Karten herausgegeben hat 1 2 , die den Zweck hatten, ,,die vom Festland in das Meer 
geführten Niederschläge nach ihrer Art und Abstammung zu bezeichnen und zu syste 
matisieren.“ 3 Mit den ebenso elegant ausgeführten wie lehrreichen Karten'hat sich 
Delesse für die Lithologie du fond des mers ein großes Verdienst envorben. Die 
Darstellung ist farbig. Es werden unterschieden: felsiger Boden, Ton, Korallen, 
Kalkschlamm, Schlamm, sandiger Schlamm, Sand, Sand und Gerolle. Die Karten 
von Delesse haben unstreitig weitere Nachforschungen angeregt. Eingehendere, 
geschweige bessere Karten folgten ihnen jedoch nicht, bis erst nach einem Menschen 
alter wiederum sich Frankreich mit einer beachtenswerten Leistung meldete, mit 
den Cartes lithologiques sous-marines von M. J. Thoulet. 4 Er kann sich mit der 
vom Deutschen Seefischereiverein herausgegebenen Karte der Fischgründe der Nordsee 
nicht befreunden, da sie ihm zu überladen und einfarbig (schwarz-weiß) ist. Die 
systematische Grundlage zu seinen Karten bildet eine minutiöse Einteilung der lockern 
Ablagerungen nach der Korngröße, die durch die Siebmethode festgestellt wird. 
In der äußern Form knüpfen sie an die bewährten Karten von Delesse an. Daß man 
diese Karten, wenn man ihren praktischen Wert im Auge hat, ebensogut zu den 
Fischereikarten (S. 122) zählen kann, bedarf keiner weitern Begründung. 
Die eigentlichen Ablagerungen der Tiefsee, die pelagischen Ablagerungen, 
sind verschiedenen biogenen Ursprungs. Die Kalk- und Kieselgerüste von Milliarden 
und Billionen kleiner und winzigster Meeresorganismen haben im Laufe von Jahr 
tausenden einen schlammigen Boden aufgestapelt. Aus den Kieselgerüsten der 
Diatomeen hat sich ein Schlammboden gebildet, der in breiter Zone Antarktien 
umkreist und außerdem sich als schmales Band durch den Nordpazifischen Ozean 
schlängelt . Im Atlantischen Ozean macht sich vorzugsweise der Globigerinen-Schlamm 
breit, der in den andern Ozeanen im Verhältnis nicht gleiche Ausdehnung aufweist. 
Ihm verwandt ist der weniger verbreitete Pteropoden-Schlannn. Fast ausschließlich 
in das Gebiet des Großen Ozeans gehört der Radiolaren-Schlamm. In demselben 
Ozean ist das Hauptverbreitungsgebiet des Roten Tons, der in ähnlicher Ausdehnung 
in keinem andern Weltmeer vorkommt. Über seinen Ursprung ist nian sich heute 
noch nicht im Klaren. Für alle die pelagischen Böden hat 0. Krümmel zwei kleine, 
aber gut übersichtliche Schwarzweißkarten gezeichnet. 5 Auf die Arbeiten von 
1 G. Schott, a. a. O., S. 92. 
2 A. E. O. J. (M.) Delesse: Carte lithologique des mers de France. 1:2000000. Paris 
1869. — Carte lith. des mers de l’Amérique-Nord. 1: 11400000. Paris 1870. 
3 Vgl. E. v. Sydow i. P. M. 1870, S. 67. 
4 M. J. Thoulet’s Litholog. Atlas der französ. Küsten umfaßt 22 Bl. Bull, de la Soc. de 
Geogr. XVIII. Paris 1897, S. 5-33. — Plaques-échantillons de fonds marins. B. Inst, Océanogr. 
Monaco 1920. 
5 O. Krümmel: Handbuch, a. a. O., S. 192, 193.
	        
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