Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die See- und Meerkarte. 
Fischereibänke des nördlichen Großen Ozeans gegeben 1 , worauf die Bänke an der 
amerikanischen Küste von Unalaschka und den Pribilowinseln bis zu den Guayamas- 
Austernbänken (28° n. Br.) auf Grund der Pilot Charts of the North Pacific Ocean 
dargestellt sind. Man muß bedauern, daß auf die Karte ,,Die Seefischereigebiete 
Europas“ von Moritz Lindemann aus dem Jahre 1880 1 2 nicht weiter gebaut 
worden ist. 
Wie Fischereikarten auf gebaut werden müssen, hat О. T. Olsen in seinem 
Fischereiatlas vom Jahre 1883 gezeigt. 3 In dem Atlas besitzen wir ein Kartenwerk, 
das leider nicht hinreichend genug bekannt ist und das dem heutigen Stande der 
Kenntnis entsprechend umgearbeitet werden müßte. Der Atlas umfaßt 50 Karten, 
von denen fünf allgemein orientierenden Zwecken (den Fischereihäfen, Fischdampfern, 
Fischereiwerkzeugen usw.) dienen, 40 den einzelnen Fischarten und fünf den Krebs- 
und Muscheltieren. Auch eine lithologische Karte befindet sich unter den Eingangs 
karten. Anerkennenswert ist, daß je eine Karte einer Fischart gewidmet und für 
jede Fischart eine besondere Farbe gewählt ist. Die Karte für den Hering erscheint 
in gelber Farbe, für den Pilchard in blauer, für den Maifisch in grüner, für die Anchovis 
in roter usf. Unter den vielen Karten sei bloß auf die Karte über die Verbreitung 
des Herings hingewiesen, um an einem Beispiel die Art und Weise des kartographischen 
Niederschlags zu zeigen. Mit einer gelben Farbe wird ganz allgemein das Verbreitungs 
gebiet des Herings veranschaulicht, mit einer mittelgelben die Gebiete, wo er in über 
großen Mengen gefangen wird und mit Dunkelgelb die Laichgründe. Mehr kann man 
von einem Kartenbild dieser Art nicht verlangen, nur müßte es in dieser Weise über 
die ganze Erde hin verfolgt werden. 
42. Meeresindustriekarten. Bei Lichte besehen sind die Meeresindustriekarten 
doch nur Industriekarten des Landes, denn auf dem festen Boden sind allein die 
nähern Bedingungen gegeben, die eine Industrie ermöglichen, wenn auch die Voraus 
setzung das Meereserzeugnis ist. Im Hinblick darauf, daß viele Meeresprodukte, 
die keinen langen Transportweg vertragen, direkt am Meeresgestade verarbeitet 
werden müssen, darf man mit einiger Berechtigung von Meeresindustrien sprechen 
und von deren kartographischer Wiedergabe als von Meeresindustriekarten. So 
fehlt beispielsweise bis jetzt noch eine genaue Karte der Walstationen des Atlantischen 
und Pazifischen Ozeans, der Fischtranfabriken, der Fischräuchereien und Marinier 
anstalten. In die gleiche Bubrik Karten dürfte man weiterhin die einreihen, die die 
Verbreitung der Seesalzgewinnung zeigen. Und wird man künftig Karten zeichnen, 
die die Verbreitung der Anlagen veranschaulichen, die den Ebbe- und Flutstrom 
wirtschaftlich ausnutzen, z. B. zur Gewinnung von elektrischer Kraft, werden sie 
sicher den Meeresindustriekarten beigezählt werden. Das behelfsmäßige Ein 
schreiben von Meeresindustrien an den Küstenrand macht noch kein Kartenbild; 
dazu müssen noch durch viele und umfassende Einzelstudien die Grundlagen ge 
schaffen werden. 
1 G. Schott: Die Fischereibänke des nördl. Stillen Ozeans. Globus LXXII. 1897, S. 121 ff., 
1 Karte. 
2 Die Karte ist Beilage zu der Abhandlung von M. Lindemann: die Seefischereien, ihre 
Gebiete, Betrieb u. Erträge i. d. Jahren 1869—1878. P. M. Ergh. 60. Gotha 1880. 
3 O. T. Olsen: The piscatorial atlas of the North Sea, English and St. George’s Channels. 
Grimsby-London 1883.
	        
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