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Die See- und Meerkarte.
und ihren Gebrauch als auf ihre Geschichte, wie bei G. Fournier 1 , B. Riccioli(o) 1 2 .
Yon altern deutschen Autoren ist L. Friess zu nennen. 3 Bei E. D. Hauber finden
wir nur geringe Angaben. 4 Etwas Ausführlichers zur Bibliographie der Seekarte
vernehmen wir in der Anleitung zur Kenntnis der mathematischen Erdbeschreibung
von J. Chr. Pfennig 5 ; und J. E. Bode beschäftigt sich wieder eingehender mit
der Konstruktion der reduzierten Karten 6 , desgleichen der in neuern Arbeiten merk
würdigerweise nicht berücksichtigte Lampert Hinrich Röhl. 7
In der Geschichte der Seekarte können wir drei größere Entw r icklungs-
perioden unterscheiden, wesentlich charakterisiert durch das Verhalten zum geo
graphischen Koordinatensystem. Die erste Periode füllen die Seekarten des Alter
tums — sofern wir überhaupt von solchen zu reden berechtigt sind — und des Mittel
alters aus. Sie kennen noch kein geographisches Koordinatennetz und damit keinen
Netzentwurf in unserm heutigen Sinne. Die zweite Periode, etwa mit der Renais
sance beginnend, zeigt uns das langsame Hineinwachsen in die geographischen Ko
ordinaten und damit in bestimmte Projektionen. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts
dauert sie, um sodann von der dritten Periode, vom Anfang des 19. Jahrhunderts
an, oder von der Zeit der modernen Seekarte abgelöst zu werden, die der Mercator-
projektion endgültig den Sieg eingeräumt und schließlich der orthodromen Seekarte
den richtigen Weg gezeigt hat.
Die ältesten Seekarten oder Fahrtskizzen, wie wir wohl besser sagen
müßten, gehen sicherlich weit ins Altertum zurück und sind griechischen und griechisch-
phönizischen Ursprungs. Die alten Segelanweisungen, %egin?iOi 8 , von denen der
Periplus des Skylax eine der bekanntesten ist und die einzige ziemlich vollständig
überlieferte Küstenbeschreibung der voralexandrinischen Zeit enthält 9 , haben nicht
bloß nach, sondern gewiß selbst zu ihrer Zeit zu Kartenkonstruktionen angereizt,
wenn auch im bescheidenen Umfang, wobei älteres Kartenmaterial, soweit es vor
handen war, immer wieder mit verarbeitet wurde. Diese Art Handskizzen dürften
die gewöhnlichste Art der Seekarten des Altertums gewesen äein. Sie wurden auf
den Seereisen mitgenommen, verglichen, korrigiert und ständig verbessert. Da sie
klein und ganz flüchtiger Natur waren, kann es uns nicht in Erstaunen setzen, daß
1 Georges Fournier: Hydrographie contenant la theorie et la practique de toutes les parties
de la navigation. Paris 1643. [K. Bi. Berlin.]
2 Jo. Baptista Ricciolio: Geographiae et hydrographiae reformatae libri duodecim. Bono
niae 1661. [K. Bi. Berlin.]
3 Laurentius Friess: Auslegung der mercarthen oder Cartha Marina, darin man sehen mag,
wo einer in der weit sey, und wo ein yetlich Landt, Wasser und Stadt gelegen ist. [Co.-Bi. Hamburg.]
4 E. D. Hauber: Versuch einer umständlichen Historie der Land-Charten. Ulm 1724,
S. 119-123.
5 J. Ch. Pfennig: Anleitung zur Kenntniß der mathemat. Erdbeschreibung usw. Berlin
u. Stettin 1779, S. 332-380.
6 J. E. Bode: Kurzgefaßte Erläuterung der Sternkunde und der dazu gehörigen Wissen
schaften. Berlin 1778. II. Teil.
7 L. H. Röhl: Anleitg. zur Steuermannskunst. Greifswald 1778. [Un.-Bi. Halle a. S.]
8 Dieselbe Bedeutung als Schiffsanweisung, als Buch zur Schiffsführung haben criadiuofioc,
portolano, carta de marear, carta de navegar, itinerarium.
9 Vgl. über d. Periplus des Skylax H. Berger: Geschichte der wiss. Erdk. der Griechen.
Leipzig 1903, S. 104ff., 114ff. — Lehrreich ist die erste Tafel im Periplus, worauf A. E. v. Norden-
skiöld auf einer Umrißkarte des Mittelmeers sämtl. Ortschaften, wie sie im skylakischen Periplus
aufgezählt sind, eingetragen hat, desgl. verschiedene Entfernungsangaben.