Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die organische Welt im Kartenbild. 
Karte erst um der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Sie verweist uns nach Süd 
westdeutschland und Frankreich. Dort war es ein gewisser Paulus, der 1859 in 
Stuttgart mit einer Vierblatt-Karte von Württemberg in 1:200000 hervortrat; sie 
zeigte in verschiedenfarbig eingedruckten Marken die Überreste aus römischer und 
altgermanischer (keltischer) Zeit. Das Gegenstück, aber reicher ausgestattet, finden 
wir zur selben Zeit auf französischer Seite in der schön ausgeführten Carte de la Gaule 
depuis les temps les plus recul s jusqu’à la conquête romaine (par la commission 
spéciale instituée au ministère de l’instruction). Auf Grundlage einer orohydro- 
graphischen Karte mit charakteristisch gehaltenem Terrain in blaßgrauem Ton mit 
blauen Flüssen sind in roten Zeichen alle Funde von alten Steingeräten, Knochen 
höhlen, Menhirs, Dolmen, Kromlechs, Tumuli, Ringwallen, Bronzewerkzeugen und 
-waffen und Gallischen Münzen an den betreffenden Stellen ersichtlich gemacht. 
Die Karte war ein Muster für ihre Zeit. Späterhin sehen wir. daß E. v. Tröltsch 
von der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte mit 
der x\usarbeitung einer prähistorischen Karte von Deutschland betraut wird. 1 Ob 
wohl durch sechs verschiedene Farben die Fundstätten aus der ältern Steinzeit, aus 
der jüngern Steinzeit, die der Bronze, des Eisens, der aus Eisen und Bronze gemischten 
Auffindungsorte, endlich die neutralen Fundstätten ohne die genannten Stoffe her 
vorgehoben und innerhalb dieser farbigen Punkte und Gebiete einundzwanzig ver 
schiedene Fundobjekte durch Signaturen unterschieden sind, bewahrt die Karte, 
die einen originellen, nicht unfreundlichen Anblick gewährt, einen hohen Grad von 
Klarheit und wirkt entschieden anregend auch auf solche, dit* den prähistorischen 
Forschungen fern stehen. Für die Prähistorie und Archäologie Deutschlands gibt 
es eine Anzahl kleinerer, meist in Zeitschriften versteckter Karten und Skizzen. 
Unter ihnen seien die von C. Mehlis besonders namhaft gemacht. 1883 zeichnete 
er eine archäologische Karte der Pfalz und der Nachbargebiete. Diesen Forschungen 
ist er treu geblieben; 1917 gab er uns eine Karte, die die Ausbreitung der West- 
lllyrier zur Halbstatt-Zeit veranschaulicht 1 2 ; der alte Handelsweg zwischen Donau 
und Elbe ist mit eingezeichnet. Die Pfälzer Karte wird ergänzt durch die Archäo 
logische Fundkarte des Fürstentums Birkenfeld. 3 In andern Gebietsteilen Deutsch 
lands fließen die archäologischen Karten noch recht spärlich. Unter diesen wenigen 
Erzeugnissen hebt sich der Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen von A. v. Opper 
mann und C. Schuch har dt hervor. 4 Pseudoanlagen werden neben sichern Orts 
anlagen nachgewiesen u. v. a. m. 
Für außerdeutsche Gebiete, insbesondere für das alte Rom, das alte Griechen 
land und andere klassische Böden besitzen wir prächtige archäologische Karten 
werke, an deren Aufbau zum nicht geringsten Anteile deutsche Gelehrte und Karto- 
giaphen beteiligt sind. Aus vielen außereuropäischen Gebieten verdanken wir deutschen 
1 E. v. Tröltsch legte in d. Versammlg. der Deutsch. Ges. f. Anthropologie, Ethnologie u. 
Urgesch. zu Straßburg im Aug. 1879 die erste SW-Deutschl. u. d. Schweiz umfassende Sektion vor, 
die auf d. Maßstab 1 : 1000000 reduziert, m. d. Korrespondenzblatt der Ges., 1879, Nr. 9—11. heraus 
gegeben worden ist. 
2 C. Mehlis i. P. M. 1917, T. 29. - Vgl. ferner Globus 1907, II, S. 291. 
3 Archäolog. Fundk. des Fürstentums Birkenfeld. Hg. von d. röm.-german. Kommission des 
Kaiserl. Archäolog. Inst. Frankfurt a. M.; s. a. Beilage zum Katolog des Landesmuseums Birkenfeld. 
4 A. v. Oppermann u. C. Schuchhardt: Atlas vorgeschichtl. Befestigungen in Nieder 
sachsen. Originalaufnahmen u. Ortsuntersuchgn. i. Aufträge des histor. Vereins f. Niedersachsen. 
Hannover 1888—1916.
	        
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