Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Einzelne wichtigere Arten der Wirtschaftskarte. 
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werden, so gut wie es geht, auf dem Laufenden erhalten und von Zeit zu Zeit 
wieder neu und verbessert herausgegeben. Von ihrer Erörterung sehen wir ab 
und spüren den mehr geographisch behandelten Produkten- und Produktions 
karten nach. 
Die Erzeugnisse der nutzbaren Pflanzenwelt haben schon um die Mitte des 
vergangenen Jahrhunderts zu Versuchen geführt, die heute kaum noch bekannt 
und doch für die Geschichte und die Methoden der Karten beachtenswert sind. 
Vorzüglich muß hier die Übersichtskarte des Wein- und Tabakbaues der gesamten 
Erde von E. Stolle genannt werden. 1 Durch rote Zeichen wird der Weinbau dar 
gestellt, durch grünes Elächenkolorit der Tabak und zwar in vier Stufen, nämlich 
für Länder bis l°/ 0 , bis 5°/ 0 , bis 10°/ 0 und über 10°/o der Gesamtproduktion der 
Erde. Ferner werden die Gebiete kenntlich gemacht, wo ein Anbauverbot besteht 
und der Tabakanbau Monopol ist. 
Für den Tabakbau Deutschlands ist eine Karte von H. Knoblauch be 
merkenswert 1 2 ; sie ist jünger als die von Stolle. Auf ihr wird Anbau und Ernte 
ertrag gleichzeitig dargestellt, dieser durch verschiedene Farben (je nach halb- und 
ganztausend Kilogramm pro Hektar) und jener durch die Art und Weise der Strich- 
und Schraffurlage innerhalb ein und derselben Farbe (wieviel Hektar Tabakland 
auf 10000 ha Ackerfläche entfallen). 3 Nicht auf gleicher Höhe als Ernteertrags 
karte steht E. Serths Productenkarte der Erde. 4 Auf einer Situationskarte mit 
schwarzem Gelände sehen wir fertig verzeichnet Wolle, Baumwolle, Seide, Flachs 
und Hanf, Beis und Tabak, mit Anfangsbuchstaben Kaffee und Zucker, und in 
roten Zeichen Kakao und Tee, desgleichen die hauptsächlichsten Mineralien. Kote 
Schrift wird auch zur Bezeichnung von Sonderprodukten in den verschiedenen 
Ländern angewandt. Von den speziellen Produktenkarten, wie sie uns Th. H. Engel 
brecht geliefert hat, sehe ich hier ab. 
Unter den Produktionskarten der Tierwelt nehmen die der Binnenfischerei 
eine besondere Stellung ein, wenn es ihnen auch weniger auf die Darstellung der 
Produktion als vielmehr auf die der Produktionsverhältnisse und -statten ankommt. 
Ein Muster hat K. Eckstein in der Fischereikarte der Mark Brandenburg geliefert. 5 
Auf acht farbigen Blättern, deren Übersichtlichkeit durch die zahlreichen Signaturen 
nicht beeinträchtigt wird, sind alle Gewässer der Mark bis zu den kleinsten Bächen 
und Tümpeln eingezeichnet; ohne Schwierigkeit erkennt man, welche Hauptfisch 
arten dort vorherrschen. Die Staaten würden hohe Kulturwerke schaffen, wenn sie 
nach dem Vorbilde der Eckstein sehen Arbeit nicht bloß verschiedene Provinzen, 
sondern auch die verschiedenen Stromsysteme bearbeiten ließen. Lediglich einem 
Fisch, dem Salm oder Lachs, gilt die Karte der Salmon fishery districts in Schott 
1 Ed. Stolle: Übersichtsk. des Wein- u. Tabakbaues der ganzen Erde. Berlin 1855. [Co.-Bi. 
Hamburg.] 
2 H. Knoblauch: Deutschlands Tabaks-Bau u. Ernte. Berlin 1878. [Br. M. London.] 
3 Pro 10000 ha 0,01ha; 0,01-0,05 ha; 0,05-0,5; 0,5-1,0; 1,0-5,0; 5,0-20,0; 20,0-60,0; 
60,0—100,0 (Offenburg i. Baden 81,8, Heppenheim i. Rheinhessen 85,4); 100,0—155,0 (Straßburg 
134,9 u. Kolmar i. Elsaß 153,4); 526,4 Mannheim i. Baden. 
4 E. Serth: Produktenk. der Erde. Stuttgart (1874?). Gehört zu der Sammlung: Karten 
zur Handels-Geographie. [Br. M. London.] 
5 K. Eckstein: Die Fischereiverhältnisse der Provinz Brandenburg zu Anfang des 20. Jahrh., 
nebst Fischereik. i. 8 Bl. Berlin 1903.
	        
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