Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Sechster Abschnitt. 
sung auf die Kugelform der Erde zu schliessen. Allein eine 
scharfe Begrenzung, wie Sonnenfinsternisse sie darbieten, ver 
misst man; der Anfang und das Ende können für den Beobach 
ter auf eine oder einige Minuten ungewiss bleiben und eben 
so die Ein- und Austritte der einzelnen Mondflecke. Zuweilen 
treten günstigere Umstände ein: so vermochte ich am 26. De- 
cember 1833 bei einer totalen Mondfinsterniss die Eintritte 
bis auf 10" etwa zu bestimmen, wenigstens bei denjenigen 
Flecken, welche nahezu durch die Mitte des Schattens gingen. 
Der Schatten zeigt sich anfangs von grauer Farbe, und die 
Flecken des Mondes, hellere wie dunklere, verschwinden. Gleich 
wohl ist in diesem Grau ein röthlicher Schimmer nicht zu ver 
kennen, zumal wenn man im Fernrohre den noch erleuchteten 
Theil des Mondes aus dem Gesichtsfelde entfernt. Je mehr 
der Schatten auf dem Monde Baum gewinnt, desto mehr geht 
dieses Grau in Eoth über, und die anfangs verschwundenen 
Flecke fangen an wieder sichtbar zu werden. Wenn die totale 
Finsterniss herannaht, so zeigt sich schon überall Both, nur 
nach der Seite des letzten Lichtes zu bemerkt man ein Grau 
blau. 
Ist endlich der letzte Strahl der Sonne verschwunden, so 
nimmt das Both die ganze Mondscheibe ein: alle Flecke, auch 
die kleinsten, zeigen sich in zarter, gleichsam rosenfarbener 
Beleuchtung: nur um das Centrum des Schattens herum lagert 
sich dunkele Nacht (der sogenannte Kernschatten), in der man 
grosse Mühe hat, noch einiges zu erkennen. Zuweilen trifft 
dieser Kernschatten den Mond gar nicht, und dann zeigen sich 
nur diejenigen Theile, die nach der Seite des Schattencentrums 
hin liegen, etwas trüber als die andern. Weitere Veränderun 
gen werden während der totalen Finsterniss nicht bemerkt. 
Bricht endlich an der Ostseite der erste Sonnenstrahl 
wieder hervor (ein herrlicher Anblick!), so zeigen sich die vor 
hin beschriebenen Phänomene in umgekehrter Ordnung, Bei 
totalen Mondfinsternissen kommen gewöhnlich die gerade an 
der Ostseite liegenden Spitzendes hohen Randgebirges d’Alembert 
zuerst an die Reihe. Ein zartes blaues Licht zeigt sich auf 
diesen Hochgipfeln und verbreitet sich von ihnen in die um 
liegenden Thäler: man ist geneigt, es schon für direktes Son 
nenlicht zu halten und das Ende der totalen Finsterniss zu 
notiren, überzeugt sich aber 2 bis 3 Minuten später, dass man 
sich getäuscht habe. 
Den hier beschriebenen Verlauf kann man als den nor 
malen betrachten, wie er hei günstigem Luftzustande sowohl 
derjenigen Gegenden, wo man die Beobachtung macht, als auch
	        
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