Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Erster Abschnitt. 
eines grössten Kreises senkrechte Linie und führe sie nach 
beiden Seiten bis zur Oberfläche der Kugel fort, so bezeichnet 
sie auf derselben zwei einander entgegengesetzte Punkte, welche 
die Pole dieses grössten Kreises genannt werden und die auf 
der Kugeloberfläche überall gleich weit von ihm abstehen. 
Liegt also z. B. das Auge genau in der verlängerten Ebene 
eines grössten Kreises, so werden dessen Pole gerade im 
Bande des sichtbaren Theiles der Kugel erscheinen (Eig. 3.); 
in allen andern Fällen ist jedesmal nur ein Pol sichtbar, der 
andre abgewandt. Die gerade Linie selbst, welche die Pole ver 
bindet, heisst in Beziehung auf sie, die Axe. 
So viel grösste Kreise man sich also auch denken mag, 
so werden zu jedem derselben eine Axe und zwei Pole gehören. 
Durch jede beliebigen zwei Punkte des Himmels aber kann 
ein grösster Kreis gelegt werden, da nur noch der Standpunkt 
des Beobachters hinzukommt, und man durch drei Punkte alle 
zeit eine bestimmte Ebene legen kann. Jeden grössten Kreis 
aber theilt man (ohne Rücksicht auf die Grösse der Kugel 
selbst) in 360 gleiche Theile (Grade), jeden derselben in 60 
Minuten und diese wieder in 60 Sekunden, so dass der ganze 
Umfang 21600 Minuten oder 1296000 Sekunden enthält, 
und jeder beobachtete scheinbare Abstand u, dgl. wird also 
in Graden, Minuten und Sekunden dieses grössten Kreises an 
gegeben werden können.*) 
Legt man durch die beiden Pole eines grössten Kreises 
eine beliebige Anzahl grösster Kreise, so werden diese den 
erstem unter rechten Winkeln schneiden, und man nennt sie 
dessen Meridiane. (Der speciellere Gebrauch des Wortes 
Meridian wird weiter unten angegeben werden.) Die Meri : 
diane kann man nach dem Obigen ebenfalls in Grade u. s. w. 
theilen; legt man durch diese Theilpunkte Ebenen, welche 
ebenfalls von der Axe senkrecht geschnitten werden und die 
also der zuerst erwähnten Ebene parallel liegen, so erhält man 
durch diese auf der Kugel Parallelkreise, kleiner als der 
zum Grunde liegende grösste Kreis und überall gleich weit 
von ihm abstehend. 
*) Statt dieser uralten Sexages imal-Eintheilung hat man in Frank 
reich gegen Ende des vorigen Jahrhunderts auch eine Centesimal- 
theilung des Kreises versucht. In dieser erhält der Quadrant 100 (also 
der Yollkreis 400) Grade, der Grad 100 Minuten u. s. w. Jedoch ist 
diese Eintheilung nie in allgemeinen Gebrauch gekommen und gegenwär 
tig in Frankreich selbst grösstentheils wieder aufgegeben.
	        
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