Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Die Fixsterne. 
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§. 230. 
Man hat auch die Frage aufgeworfen: Ob das Licht, das 
bekanntlich schon durch die Verbreitung in einen immer grös 
seren Raum eine Schwächung erleidet, die dem Quadrate der 
Entfernung proportional ist, nicht auch noch einen ander 
weitigen Verlust auf diesen langen Wegen erleide und gleich 
sam der Quantität nach absolut vermindert werde? In 
diesem letzten Falle könnte das für uns sichtbare Univer 
sum eine durch kein künstliches Mittel zu überschreitende 
Grenze haben, denn wenn das Licht überhaupt nicht mehr 
bis zum Objectiv gelangen kann, so hilft die stärkste optische 
Kraft des Letztem nichts mehr zur Sichtbarkeit. Nähme 
aber auch die Kraft des Lichtstrahls nur nach einer geome 
trischen Progression ab, so würde doch immer eine starke 
Verminderung des Glanzes entfernter Sterne eintreten. Man 
hat den Versuch gemacht, aus den photometrischen Messungen 
Steinbeil’ s, verbunden mit einer Vergleichung der Anzahl der 
Sterne in verschiedenen Grössenklassen, auf das Verhältnis 
dieser Lichtverschluckung zu schliessen. Allein einerseits sind 
hierbei Voraussetzungen gemacht, die höchst gewagt, theilweis 
auch durch die §. 209. angeführten neuern Untersuchungen 
widerlegt sind. Die Leuchtkraft der einzelnen Fixsterne 
findet sich so ungeheuer verschieden, dass man z. B. dem 
Sterne £ Bootis eine mindestens 6000 mal grössere Intensität 
des Lichts zuschreiben muss als '§ Ursae majoris.*) Gerin 
gere Unterschiede möge man, wenn die Zahl der einzelnen 
Daten gross genug ist, zu brauchbaren arithmetischen Mitteln 
ausgleichen; bei so enormen wie sie hier erscheinen, ist alle 
Mühe vergebens, etwas Sicheres in so delikaten Fragen ab 
zuleiten. — Dann aber stimmen auch die weiteren Schlüsse, 
die aus der herausgebrachten „Lichtverschluckung“ gefolgert 
werden, nicht mit der Erfahrung. So erhielt Struve in seinen 
Untersuchungen (Mensurae micrometricae p. XCI. ff.), dass 
ein Stern erster Grösse 1 / 8 seines Lichts einbüsse, bevor es 
zur Erde gelangt. Aber es folgt hieraus weiter, dass am 
Himmel nur 371590 Sterne der schwächsten (12te) Klasse 
Vorkommen können, wenn die gemachten Voraussetzungen richtig 
sind. Diese Zahl ist nun offenbar viel zu gering, jene Vor 
aussetzungen sind also nicht richtig und mithin die ganze 
Schlussfolge unsicher, wie dies auch Struve selbst zugiebt. 
Man war zu der Idee dieser Lichtverschluckung durch 
*) Yergl. meine von der Harlemer Societät gekrönte Preisschrift: 
„Beiträge zur Fixsternkunde“ im XII. Bande der Verhandlungen dieser 
(Gesellschaft. Harlem 1856.
	        
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