Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Die Doppelsterne. 
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blieb er den Beweis schuldig, dass jene Veränderungen nicht 
von eigenen Bewegungen der Sterne im Welträume herrührten, 
wie denn bei seinen „Arcturstrabanten“, die er häufig beob 
achtete, wohl jetzt ziemlich feststeht, dass nur die eigene Be 
wegung Arcturs, keineswegs eine um ihn kreisende der ver 
meintlichen Trabanten, die Unterschiede veranlassten. Auch 
können seine fleissigen Beobachtungen jetzt keinen Werth 
mehr ansprechen, wo es sich um Berechnung von solchen Um 
laufsbahnen handelt; allein es genügt für jene Zeit, die Idee 
angeregt zu haben. Eine schärfere Unterscheidung, einen 
überzeugenden Beweis konnte man damals noch nicht verlangen; 
die Hülfsmittel waren noch zu unvollkommen und die Fix 
sternkunde im Allgemeinen zu wenig bearbeitet, als dass man 
Mayer einen Vorwurf über manche Unklarheit in seinem 
Werke machen könnte. Der ganze, nun längst erledigte, 
Streit kann uns zur Warnung dienen, nicht nach vorgefassten 
Meinungen über Thatsachen der Erfahrung und Beobachtung 
abzusprechen, ein Verfahren, wie es in der Geschichte der 
Naturwissenschaften nur zu häufig angetroifen wird. 
§. 255. 
Dies war der Stand der Sache, als der unvergessliche 
William Herschel auftrat, mit seinen von ihm geschaffenen 
Biesenteleskopen in die Tiefen des Eixsternhimmels eindrang 
und gleichzeitig mit der Fackel seines Geistes ihr nächtliches 
Dunkel beleuchtete. Seine Arbeiten in diesem Zweige der 
Astronomie begann er 1776 mit einer Messung des bekannten 
Trapeziums d- Orionis. Bis zum J. 1783 folgten hierauf die 
Messungen von 450 Doppelsternen, ungerechnet mehrerer, deren 
Distanz 32" übersteigt, eine Zahl, welche durch spätere Unter 
suchungen noch beträchtlich vermehrt wurde. Er zeigte, dass 
die unerwartet grosse Zahl dieser eigenthümlichen Bildungen, 
verbunden mit dem ungemein kleinen Winkel, unter dem wir 
sie erblicken (viele der von ihm entdeckten haben noch nicht 
eine Sekunde scheinbarer Distanz), nicht anzunehmen gestatte, 
dass diese Erscheinung überall nur eine in der zufälligen 
Stellung unseres Sonnensystems begründete sei, dass der Fall 
wo zwei Sterne so genau in gerader Linie mit dem Sonnen 
systeme ständen als hierzu erfordert wird, viel seltener sein 
müsse, dass daher die Mehrzahl der Doppelsterne nicht blos 
optisch, sondern real (physisch) in näherer Beziehung 
zu einander ständen und Systeme bildeten, in denen man 
im Laufe der Zeit Bewegungen wahrzunehmen hoffen dürfe,
	        
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