Paradoxien im Begriffe des Raumes.
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fernung der Punkte a und ß gleicht: so muß auch die Menge
der Punkte zwischen a und b der Menge der Punkte zwischen
a und ß gleich angenommen werden.
5. Ausdehnungen, die eine gleiche Menge von Punkten
haben, sind auch von gleicher Größe, nicht aber umgekehrt
müssen zwei Ausdehnungen, welche von gleicher Größe
sind, auch gleichviel Punkte haben.
6. Bei einem Paar Raumdingen, welche einander voll
kommen ähnlich sind, müssen sich auch die Mengen ihrer
Punkte genau wie ihre Größen verhalten.
7. Ist also das Größenverhältnis zwischen zwei einander
vollkommen ähnlichen Rauradingen ein irrationales: ist auch
das Verhältnis zwischen den Mengen ihrer Punkte irrational.
Es gibt also Mengen (nämlich unendliche nur), deren
Verhältnis in jeder beliebigen Art irrational ist.
§ 42.
Unter diesen Sätzen, deren Anzahl (wie man sieht) leicht
vermehrt werden könnte, hat meines Wissens der sechste
allein in den Schriften der Mathematiker schon bisher eine
Beachtung gefunden; jedoch nur in der Art, daß man im
Widerstreite mit ihm den Satz aufstellte, ähnliche Linien
müßten, wie verschieden sie auch in ihrer Größe
wären, doch eine gleiche Menge von Punkten be
sitzen. Solches behauptete Dr. J. K. Fischer (Grundriß
der gesamten höheren Mathematik. Leipzig, 1809. Bd. II.
§ 51, Anm.) namentlich von ähnlichen und konzentrischen
Kreisbögen, aus dem beigefügten Grunde, weil sich durch
jeden Punkt des einen ein Halbmesser ziehen ließe, der
einem Punkte des anderen begegnet. Bekanntlich aber hat
schon Aristoteles sich mit dieser Paradoxie beschäftigt.
Fischers Schlußweise verrät offenbar die Meinung, daß ein
Paar Mengen, wenn sie auch unendlich sind, einander gleich
sein müssen, sobald nur jeder Teil der einen mit einem
der anderen zu einem Paare verknüpft werden kann. Nach
Aufdeckung dieses Irrtums bedarf es keiner weiteren Wider-
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