Rechnung des Unendlichen.
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Gebiete uns Paradoxien des Unendlichen begegnen, ist —
wie uns schon einige Beispiele zeigten — die allgemeine
Größenlehre, wo es an solchen selbst in der Zahlen
lehre nicht fehlt. Mit diesen wollen wir also beginnen.
Schon der Begriff einer Rechnung des Unend
lichen hat, ich gestehe es, den Anschein, einen Selbst
widerspruch zu enthalten. Denn etwas berechnen wollen,
heißt doch, eine Bestimmung desselben durch Zahlen
versuchen. Wie aber will man das Unendliche durch Zahlen
zu bestimmen versuchen — jenes Unendliche, das unserer
eigenen Erklärung nach stets etwas Solches sein muß, das
wir als eine aus unendlich vielen Teilen bestehende Menge,
d. h. als eine Menge betrachten, die größer als eine jede
Zahl ist, die sonach unmöglich durch die Angabe einer
bloßen Zahl bestimmt werden kann? — Doch diese Be
denklichkeit verschwindet, wenn wir erwägen, daß eine
regelrecht vorgehende Rechnung des Unendlichen nicht
eine Berechnung, was eben an ihm durch keine Zahl be
stimmbar ist, nämlich nicht die Berechnung der unendlichen
Vielheit an sich, sondern nur eine Bestimmung des Ver
hältnisses zwischen dem einen und dem anderen Unend
lichen bezwecke; eine Sache, die in gewissen Fällen aller
dings ausführbar ist, wie wir durch mehrere Beispiele zeigen
wollen.
§ 29.
Wer zugesteht, daß es unendliche Vielheiten und somit
auch unendliche Größen überhaupt gäbe, der kann auch
nicht mehr in Abrede stellen, daß es unendliche Größen
gäbe, die sich durch ihre Größe (Großheit) selbst gar
mannigfach unterscheiden. Wenn wir z. B. die Reihe der
natürlichen Zahlen durch
U 2, 3, 4, n, n-f 1, ... in inf.
darstellen; so wird die Zeichnung
1 — 2 —j— 3 —4 —|— .... —j- n —|— (n —1) —[—
in inf.