48
Falsche Rechnungen mit Unendlichem.
§ 3 1 -
Allein die meisten Mathematiker, welche sich an die
Rechnung mit dem Unendlichen gewagt, gingen viel weiter,
als es nach den hier aufgestellten Grundsätzen geschehen
darf. Nicht nur erlaubten sie sich ohne Bedenken bald
ein unendlich Großes, bald ein unendlich Kleines bei Größen
vorauszusetzen, die ihrer Natur nach eines solchen unfähig
sind (wovon erst in der Folge Beispiele angeführt werden
sollen): sondern sie nahmen sich auch heraus, Größen,
welche aus der Summierung einer unendlichen Reihe her
vorgehen, einander bald gleichzusetzen, bald wieder die
eine als größer oder kleiner denn die andere zu erklären,
bloß weil in beiden sich Glieder, welche in einem solchen
Verhältnisse der Gleichheit oder Ungleichheit stehen, paar
weise aufweisen lassen, obwohl ihre Mengen offenbar un
gleich waren; sie wagten es, auszusprechen, daß nicht nur
jede unendlich kleine Größe in der Summierung mit einer
endlichen, oder auch jede von einer höheren Ordnung
neben einer von niederer Ordnung, sondern auch jede
unendlich große Größe von niederer Ordnung in der
Summierung neben einer von höherer Ordnung gleich
einer bloßen Null verschwinde; sie verfielen, um ihre
auf diesen Satz gestützte Rechnungsmethode nur einiger
maßen zu rechtfertigen, auf die Behauptung, daß es er
laubt sei, auch eine bloße Null als Divisor zu betrachten,
und daß der Quotient
i
o
im Grunde nichts anderes als eine unendlich große
Größe, der Quotient — aber eine ganz unbestimmte
o
Größe bezeichne. Wir müssen nach weisen, wie falsch
und irreführend diese Begriffe sind, weil sie auch heutzu
tage noch mehr oder weniger im Schwange sind.