Full text: Nachträge zu dem Abrisse der mathematischen Geographie und den Elementen der Astronomie (Teil 2)

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die Flut relativ am größten ist, wenn der Mond im Perigäum steht, 
ist nach dem Gravitationsgesetze ohne weiteres klar. 
Weit schwieriger ist es, die Abhängigkeit der Flutgröße von den 
Deklinationen der anziehenden Gestirne unmittelbar einzusehen. Es 
mag in dieser Beziehung nur das Folgende bemerkt werden. Ständen 
Sonne und Mond stets im Äquator, dann würde eine große Flutwelle 
gleichförmig ihren Rundlauf um die Erde vollziehen. Ständen hin 
gegen die beiden Himmelskörper stets in den Weltpolen, dann würde 
zwar auch an den Erdpolen eine Erhebung und am Äquator eine 
Senkung des Weltmeers eintreten; allein diese Erhebungen und Sen 
kungen würden trotz der täglichen Bewegung ruhig an ihrem Orte 
verharren. Überall würden Ebbe und Flut sich in einem permanenten 
Zustande befinden. — Nähern sich nun die beiden Gestirne mehr und 
mehr dem Äquator, ändern sich also ihre Deklinationen, dann geht auch 
der permanente Zustand allmählich durch alle möglichen Zwischenstufen 
in den zuerst erwähnten äquatorialen Bewegungsznstand über — ein 
Beweis, daß die Bewegung des Oceans von der jedesmaligen De 
klination der Gestirne jedenfalls mit bedingt ist. — Außerdem ändert 
sich die Schwere bekanntlich mit der geographischen Breite. Unter dem 
Äquator haben die Wassermassen die geringste Schwere. Hier also 
setzt der Gegenzug der Schwere der Erhebung der Wassermassen auch 
den kleinsten Widerstand entgegen, so daß das Gestirn, wenn es im 
Äquator steht, die relativ größte Erhebung hervorruft. Hierin liegt 
ein anderer Grund für die Abhängigkeit der Flutgröße von den De 
klinationen der anziehenden Gestirne. 
Laplace, der die Theorie der Ebbe und Flut zuerst in größter 
Allgemeinheit und wissenschaftlicher Strenge, sowie mit sorgfältigster 
Berücksichtigung aller das Phänomen beeinflussenden Nebenumstände 
begründete, hat für die Flutgröße einen Ausdruck entwickelt, dessen 
Herleitung zwar der physischen Astronomie zufällt, den wir aber doch 
seiner allgemeinen Bedeutung wegen, und weil er recht eigentlich den 
Mittelpunkt der Laplaceschen Theorie bildet, hier mitteilen wollen. 
Bedeutet: D die Deklination der Sonne, 
A den mittleren Abstand der Sonne von der Erde, 
Jsrael-Holtztvart, Nachträge. 2
	        
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