16 Besondere NaLurlehre.
Luft die zum Kochen, ein und eben derselben Flüssigkeit,
erforderliche Hitze gleichfalls sehr zunimmt, dahingegen
eben diefelbe Flüssigkeit, wenn die Luft auf ihre Ober
fläche weniger drückt, bey einem weit geringern Grade
der Hiße zum Kochen kommt. Folgende Versuche dienen
zum Beweis.
198. V e r su ch. Es wurde Wasser, welches scharf heiß,
vom Kochen aber noch weit entfernt war, in verdünnte
Luft gebracht, so bald die Luft bis auf einen gewissen
Grad verdünnt war , kam das Wasser in ein so star
kes Kochen, als wenn es auf dem lebhaftesten Feuer
gestanden hätte.
199. Versuch. Es wurde Wasser durch eine unterge
setzte Weingeistlampe zum Kochen gebracht, man ver
dünnte die Luft, die dessen Oberfläche berührte, in
verschiedenen bekannten Graden und fand durch ein in
dieses Wasser versenktes Thermometer, daß der Grad
der Hiße, den es im Kochen annahm, im Verhält
nisse der zunehmenden Verdünnung der Luft über dem
Wasser, abnahm.
200. Versuch. In einer mit zwey Kugeln versehenen
luftleeren Glasröhre, die Wasser enthielt, kam das
Wasser durch die blosse Wärmb der Hand zum kochen.
Diese Versuche beweisen sämtlich, daß die Grade
der Hitze, welche kochende Flüssigkeiten anzunehmen
fähig sind, oder welches dasselbe ist, die Grade der Hitze,
bey welchen sie in elastische Dämpfe verwandelt werden,
bey zunehmenden Druck der Luft auf ihrer Oberfläche
zu nehmen und bey dessen Abnahme, hingegen abnehmen.
§. 593. Der Grad der Hitze eben derselben kochen
den Flüssigkeit ist also nur bey unverändertem Drucke
der Luft auf ihrer Oberfläche gleich; Eben diese Wür-
kung der Luft, durch ihren vermehrten Druck, die Flüs
sigkeiten zur Annahme eines hohem Grades der Hitze
geschickt zu machen, haben ebenfalls andere dampfför
mige elastische Flüssigkeiten Werden daher Flüssigkei
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