Terrestrische Photogrammetrie für Talsperrenplanung
Von Dr.-Ing. W. BRucKLACHER, Oberkochen
AnlüDlich der Vorarbeiten für Talsperrenprojektierungen am Kisilirmak bei Yamala und bei
Schachin-kaja seitens der türkischen Planungsbehórde Elektrik Isleri Etüt Idaresi hatte der
Verfasser Gelegenheit, die terrestrische Photogrammetrie mit modernem Instrumentarium und
neuzeitlichen Hilfsmitteln der Nachrichtentechnik und der PaDpunktsfestlegung und -Identifizie-
rung einzusetzen. Nachstehend seien an Hand dieser Arbeiten, die unter Leitung von Dipl.-Ing.
Haydar Bora und dem tatkrüftigen Einsatz der Ingenieure TALAT, ILHAN, ÖzALP, MusTAFA und
HARUN ausgeführt wurden, die Besonderheiten der angewendeten Methode gegenüber den klas-
sischen Verfahren dargestellt.
1. Verfahren
Die Herstellung von Karten 1: 1000 und 1:500 mit Hóhenschichtlinien sowie die Zeichnung
von genauen, engabstündigen Quer- und Làngs-Profilen ist in tiefen, steilwandigen Tälern, in denen
solche Projekte anstehen, mit der Luftbildmessung nicht mehr móglich, da die vielfach überhüngen-
den Felswünde die notwendige stereoskopische Einsicht verhindern würden. Tachymetrische Auf-
nahmen scheiden ebenfalls aus wegen des zu geführlichen Feldeinsatzes, und weil damit niemals
die Vollstándigkeit der Kartierung erreicht werden kann, die für die Konstruktion der Talsperre
selbst und ihrer Nebenbauwerke, wie Umleittunnel, Seilbahnen und dergleichen erforderlich ist.
Die terrestrische Photogrammetrie stellt wohl das einzige Verfahren dar, mit dem in einem
vernünftigen Arbeits- und Zeitaufwand die Aufgabe zu lósen ist. Zugleich schafft sie die von Geo-
logen und Planern gewünschten Stereo-Ansichten des Objektes.
Von vornherein war im vorliegenden Fall gefordert, die Vermessung so anzulegen, daß während
des späteren Baues Absteckmaße ins Gelände übertragen werden können. Dies bedingt eine Verdich-
tung des vorhandenen Trigonometrischen Netzes durch Punkte niederer Ordnung (500 m
Mindestabstand) und die Einmessung und Vermarkung von mehrfach abgesicherten Polygonzügen
im Talgrund und an den Seitenhingen bzw. auf den Talschultern. Sámtliche trigonometrischen
und polygonometrischen Punkte müssen zusitzlich durch Nivellement oder mehrfache Hohenwinkel-
messung höhenmäßig festgelegt werden.
Die photogrammetrischenStati-
onen wurden bei den Projekten am
Kisilirmak auf beiden Talseiten ange-
legt und zwar, soweit das enge FluDufer
dies zulieD, im Talgrund selbst, sonst
wegen der besseren Einsicht an zugüng-
lichen Hangstellen oder auf den hoch-
gelegenen Schultern. Sie erfaßten einen
Tiefenbereich von 200 bis 500 m der
gegenüberliegenden Talseite. Die Ge-
samtbreite des zu kartierenden Gelän-
destreifens betrug 600 bis 1000 m auf
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FluBlingen von 1 2 km. Je nach Bild 1 Terrestrische WeitwinkelmeDkammer TMK
den Formen der Felsbastionen, den von Zeiss, Format 9 x 12 cm, c — 60 mm
Standortverhältnissen und den Tal-
krümmungen wurden zur optimalen Erfassung des Gelündes, in unregelmüfigem Wechsel Ein-
fach- und Doppelstationen eingerichtet. Die überaus extremen Hóhen- und Tiefenbereiche
- vorgeschobene Felspartien fielen oft mehrere 100 m fast unmittelbar zum FluDufer ab - konn-
ten mit der Weitwinkelkammer TMK von ZE1ss mit einem Bildwinkel in der Vertikalen von 888
stets im ,,Normalfall", also mit horizontaler Kammerachse, bewältigt werden.
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BuL 1/1967