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Kommission IY:
Herstellung von Karten und Plänen
Berichterstatter: Dr.-Ing. Walther Hofmann, München
1. Topographische Karten
Da Deutschland im allgemeinen über gute und genaue topographische Kartenwerke verfügt,
die einer grundlegenden Erneuerung nicht bedürfen, sind der Anwendung der Photogrammetrie
in der topographischen Kartenherstellung von vornherein enge Grenzen gezogen. Sie kann
nur dort zum Zuge kommen, wo größere Gebiete noch nicht durch die großmaßstäbliche topo
graphische Aufnahme erfaßt sind oder wo starke Veränderungen im Landschaftsbild eine
photogrammetrische Nachführung der bestehenden Karten lohnend erscheinen lassen. Für
beide Zwecke hat die Photogrammetrie im Berichtszeitraum wachsende Verwendung gefunden.
So wurde mit der Schließung der Lücken in der topographischen Karte von Bayern 1 : 25000
auf breiter Basis begonnen. Mit dieser Aufgabe ist aufs engste die Umstellung der südbaye
rischen Positionsblätter in Gradabteilungsblätter verbunden, bei der der Karteninhalt an
Hand von Luftbildern nachgeführt und modernisiert wird.
Leitung und Schwerpunkt dieser topographisch-photogrammetrischen Arbeiten liegen beim
LSO und beim Institut für Angewandte Geodäsie in Frankfurt am Main unter Direktor Dr. E.
Gigas. Doch sind an der Auswertung auch andere Stellen beteiligt: Die Privatfirmen Photo
grammetrie GmbH.-München und Plan und Karte-Münster, sowie das Institut für Photo
grammetrie der Technischen Hochschule München und das Geodätische Institut der Tech
nischen Hochschule Aachen.
Grundlage der Arbeiten sind weitwinklige Luftbilder vom Format 23 X 23 cm, aufgenommen
mit Metrogon-Objektiven von 15 cm Brennweite. Der Bildmaßstab beträgt etwa 1 : 20000.
Pro Modell werden durchschnittlich 4 Lagepaßpunkte der Flurkarte 1 : 5000 entnommen.
Die durchschnittlich 4 Höhenpaßpunkte jedes Modells, die nicht immer mit den Lagepaß
punkten zusammenfallen, sind nivellitisch eingemessen. Aerotriangulation wird nur ange
wandt, wenn für einzelne Modelle keine ausreichenden Paßpunkte zur Verfügung stehen.
Die Auswertung wird vorwiegend am Stereoplanigraphen C 8 durchgeführt. Nur in Münster
und in Aachen finden auch Wild-Autographen A 8 Verwendung.
Der Modellmaßstab beträgt 1 : 15000, der Auswertemaßstab 1 : 20000. Grundriß und
Höhenlinienbild werden auf zwei getrennten Zeichenträgern in Bleistift ausgearbeitet, der
Grundriß auf Aluminium-Karton, die Höhenlinien auf Astralon. Der mittlere Zeitaufwand
bei der Auswertung beträgt 3,5 Stunden pro km 2 .
Vor der kartographischen Bearbeitung werden die Auswertergebnisse einem eingehenden
Feldvergleich unterzogen, der der Kontrolle der Reliefwiedergabe und der Ergänzung des
Grundrisses, vor allem des Wegenetzes in Waldgebieten, dient. Die maximalen Lagefehler,
ermittelt durch Vergleich mit der Flurkarte 1 : 5000, betragen ^ 4 m, die maximalen Höhen
fehler i 1 m.
Weitere Untersuchungen zur Genauigkeit und zur morphologischen Formtreue der Karten
durch das Institut für Photogrammetrie der Technischen Hochschule München und das Institut
für AngeAvandte Geodäsie sind im Gange.
Die Reinzeichnung und kartographische Bearbeitung der Blätter wird zentral durch das
LSO in Frankfurt durchgeführt. Sie erscheinen im üblichen Dreifarbendruck mit dem Zeichen
schlüssel der topographischen Karte 1 : 25000 als Gradabteilungsblätter.
Dieselben Luftbilder dienen auch der Ergänzung und Berichtigung vorhandener Topo
graphischer Karten 1 : 25000. Das Hessische Landesvermessungsamt benutzt daneben Luft
aufnahmen derselben Herkunft, jedoch teilweise vom Bihlmaßstab 1 : 49000. Die Auswertung
erfolgt zumeist im Wild-Autographen A 8 unter direkter Einpassung auf die Karten 1 : 25000.
Die erreichte mittlere Lagegenauigkeit entspricht der Kartengenauigkeit, der durchschnitt
liche Zeitaufwand beträgt 6 Tage pro Gradabteilungsblatt.