einer sinnlichen Wahrnehmung verknüpft ist, so sind alle Be-
griffe der Physik der Sinnenwelt entnommen. Daher bezieht
sich auch jedes physikalische Gesetz im Grunde auf Ereignisse
der Sinnenwelt. Mit Rücksicht auf diesen Umstand neigen
manche Naturforscher und Philosophen zu der Auffassung, daß
die Physik es letzten Endes überhaupt nur mit der Sinnenwelt,
und zwar natürlich mit der menschlichen Sinnenwelt zu tun
habe, daß also z. B. ein sogenannter „Gegenstand“ in physika-
lischer Hinsicht nichts weiter sei, als ein Komplex von ver-
schiedenartigen zusammentreffenden Sinnesempfindungen. Es
muß immer wieder betont werden, daß eine solche Auffassung
niemals durch logische Gründe widerlegt werden kann. Denn
die Logik allein ist nicht imstande, irgend jemanden aus seiner
eigenen Sinnenwelt herauszuführen; sie kann ihn nicht einmal
zwingen, die selbstündige Existenz seiner Mitmenschen anzu-
erkennen.
Aber in der Physik, wie in jeder anderen Wissenschaft,
regiert nicht allein der Verstand, sondern auch die Vernunft.
Nicht alles, was keinen logischen Widerspruch aufweist, ist auch
vernünftig. Und die Vernunft sagt uns, daß, wenn wir einem
sogenannten Gegenstand den Rücken kehren und uns von ihm
entfernen, doch noch etwas von ihm da ist; sie sagt uns weiter,
daß der einzelne Mensch, daß wir Menschenwesen alle mitsamt
unserer Sinnenwelt, ja mitsamt unserm ganzen Planeten nur
ein winziges Nichts bedeuten in der großen unfaßbar erhabenen
Natur, deren Gesetze sich nicht nach dem richten, was in einem
kleinen Menschenhirn vorgeht, sondern bestanden haben, bevor
es überhaupt Leben auf der Erde gab, und fortbestehen werden,
wenn einmal der letzte Physiker von ihr verschwunden sein wird.
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2 Planck, Das Weltbild der neuen Physik, 10. Aufl.