kann auch die vollkommenste physikalische Theorie keine be-
stimmte Antwort erteilen. Das ist eine schon im Rahmen der
klassischen Statistik allbekannte und vielfach erörterte Wahr-
heit. Wenn z. B. bei zwei sich in einer Ebene stoßenden elasti-
schen Kugeln sowohl die Geschwindigkeiten der Kugeln vor dem
Stoß als auch die Gesetze des Stoßes bis in alle Einzelheiten
bekannt sind, so vermag man dennoch nicht die Geschwindig-
keiten nach dem Stoß anzugeben. In der Tat stehen für die
Berechnung der 4 unbekannten Geschwindigkeitskomponenten
der beiden Kugeln nach dem Stoß nur die 3 Gleichungen der
Erhaltung der Energie und der beiden Impulskomponenten zur
Verfügung. Aber wir sagen nicht, daß bei dem Stoßvorgang
‚keine Kausalität besteht, sondern wir sagen, daß zur voll-
ständigen Determinierung noch wesentliche Daten fehlen.
Um nun diese Überlegung auch auf die vorliegenden Pro-
bleme der Quantenphysik anwenden zu können, müssen wir
uns jetzt zum Schlusse wieder den in der Einleitung behandel-
ten Gedankengängen zuwenden.
Wenn es wirklich wahr ist, daß die Struktur des physika-
lischen Weltbildes in ihren fortwährenden Wandlungen immer
weiter von der Sinnenwelt abrückt und sich in entsprechendem
Maße der realen prinzipiell unerkennbaren Welt immer mehr
annähert, so ist selbstverständlich, daß das Weltbild in fort-
schreitendem Maße von allen anthropomorphen Elementen ge-
säubert werden muß, Es ist also gänzlich ausgeschlossen, in das
physikalische Weltbild Begriffe aufzunehmen, die irgendwie
mit der Kunst menschlicher Meßtechnik zusammenhängen.
Das geschieht aber auch bei der Heisenbergschen Unsicherheits-
relation in keiner Weise. Denn diese entspringt ohne weiteres
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