ziehungen des physikalischen Weltbildes zur Sinnenwelt um ein
erhebliches gelockert.
Das ist gewiß ein Nachteil; aber er wird in Kauf genommen
werden müssen, um den Determinismus des Weltbildes zu
wahren. Überdies scheint dieser Schritt ganz in der Richtung
des schon wiederholt als charakteristisch hervorgehobenen
Zuges in der tatsächlichen Entwicklung der Wissenschaft zu
liegen, daß die Struktur des physikalischen Weltbildes sich bei
seiner fortschreitenden Vervollkommnung in zunehmendem
Maße von der Sinnenwelt entfernt und immer abstraktere
Formen annimmt. Ja, vom Standpunkt des Relativitátsprinzips
scheint eine solche Auffassung sogar direkt geboten; denn da
nach diesem Prinzip die Zeit keine Vorzugsstellung vor dem
Raum besitzt, so folgt mit Notwendigkeit, daf, wenn zur kau-
salen Beschreibung eines physikalischen Vorganges die Be-
trachtung eines endlichen Raumgebiets erforderlich ist, eben-
sowohl auch ein endliches Zeitintervall dazu herangezogen
werden muß.
Aber vielleicht ist auch die hier vorgeschlagene Fragestellung
noch zu einseitig, zu anthropomorph gefärbt, um zu einem
befriedigenden Aufbau des neuen physikalischen Weltbildes
verwendet werden zu können, und man muß nach einer anderen
suchen. In jedem Falle werden hier noch manche verwickelte
Probleme zu lösen, manche dunkle Punkte aufzuklären sein. —
Angesichts dieser eigentümlich schwierigen Lage, in welche
gegenwärtig die theoretisch-physikalische Forschung geraten
ist, läßt sich gewiß ein Gefühl des Zweifels nicht ohne weiteres
abweisen, ob die Theorie mit ihren radikalen. eingeführten
Neuerungen sich wirklich auf dem richtigen Wege befindet.
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