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nach der Wahl des Einteilungsprinzips ergaben sich verschiedene
Systeme, die sich im Lauf der Entwicklung der botanischen
Wissenschaft gelegentlich bitter befehdet haben, von denen aber
keines als das allein berechtigte zu betrachten ist, da ein jedes
an einer gewissen Einseitigkeit leidet. Denn auch das heute all-
gemein benutzte natürliche System. der Pflanzen, obwohl den
früheren künstlichen Systemen weit überlegen, ist nicht ein in
allen Teilen eindeutig bestimmtes, endgültiges, sondern unter-
liegt bis zu einem gewissen Grade gewissen Schwankungen, die
einer verschiedenartigen Einstellung der maßgebenden Forscher—
zu der Frage des zweckmäßigsten Einteilungsprinzips ent-
sprechen.
Am auffälligsten und bedeutsamsten aber tritt einerseits die
Notwendigkeit, andererseits die Willkür einer ordnenden Be-
trachtung bei den Geisteswissenschaften in Erscheinung, vor
allem bei der Geschichte. Mag man die Geschichte nach Längs-
schnitten oder nach Querschnitten ordnen, mag man nach poli-
tischen, ethnographischen, linguistischen, sozialen, wirtschaft-
lichen Gesichtspunkten einteilen, stets ist man genótigt, Grenz-
linien zu ziehen und Unterschiede einzuführen, die sich bei ge-
nauerer Betrachtung als fließend und als unzureichend erweisen,
da es eben keinerlei Art von Einteilung gibt, bei der nicht Ver-
wandtes getrennt, Zusammengehóriges auseinandergerissen wird.
So trügt eine jegliche Wissenschaft schon in ihrem Aufbau einen
willkürlichen und daher vergànglichen Zug an sich, und das
wird sich niemals ándern, weil es in der Natur der Sache liegt.
Wenn wir uns nun speziell der Physik zuwenden, so steht auch‘
hier am Anfang der wissenschaftlichen Forschung die Aufgabe, .
die zu untersuchenden Vorgänge in verschiedene Gruppen einzu-
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