durch seine Harmonie befriedigendes Bild des physikalischen ,
Weltgeschehens.
Um so auffallender und peinlicher mubte es berühren, als es
sich zu Beginn dieses Jahrhunderts bei der immer fortschreiten-
den Verfeinerung und Vervielfältigung der Messungsmethoden,
zuerst auf dem Gebiet der Wärmestrahlung, dann bei der Licht-
strahlung und in der Elektronenmechanik herausstellte, daß der
beschriebenen klassischen Theorie eine unüberschreitbare objek-
tiv bestimmbare Schranke gesetzt ist. Ein Beispiel möge dies
erläutern. Der Zustand eines sich bewegenden Elektrons, wie
ihn die klassische Physik zur Berechnung seiner Bewegung als
bekannt voraussetzen muß, umfaßt die Lage und die Geschwin-
digkeit des Elektrons. Nun hat sich gezeigt, daß jede Methode,
die Lage eines Elektrons genau zu messen, die genaue Messung
der Geschwindigkeit ausschließt, und zwar wächst die Un-
genauigkeit der Geschwindigkeitsmessung gerade entsprechend
der Genauigkeit der Lagenmessung, und umgekehrt, nach einem
ganz bestimmten angebbaren durch die Größe des elementaren
Wirkungsquantums bedingten Gesetz. Ist die Lage des Elek-
trons absolut genau bekannt, so ist seine Geschwindigkeit völlig
unbestimmt, und umgekehrt.
Es versteht sich, daß bei dieser Sachlage die Differential-
gleichungen der klassischen Physik ihre grundlegende Bedeutung
verlieren und daß die Aufgabe, die Gesetzmäßigkeit der realen
physikalischen Vorgänge vollständig aufzudecken, einstweilen
ale unlösbar betrachtet werden muß. Selbstverständlich darf man
daraus nun nicht sogleich den Schluß ziehen, daß eine Gesetz-
mäßigkeit überhäupt nicht existiert, sondern man wird den Miß-
erfolg auf eine mangelhafte Formulierung des Problems und eine
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