Full text: Die Physik im Kampf um die Weltanschauung

  
unabhängig von uns verläuft, müssen wir auf der andern Seite 
danach trachten, uns von den Mängeln unserer Sinne und un- 
serer Messungsmethoden möglichst zu befreien und von einer 
höheren. Warte aus die Einzelheiten des Vorganges zu durch- 
schauen. Diese beiden Abstraktionen sind gewissermaßen. ein- 
ander entgegengesetzt. Der realen Außenwelt als Objekt steht 
der sie betrachtende ideale Geist als Subjekt gegenüber. Beide 
lassen sich nicht logisch deduzieren, und es ist daher auch nicht 
möglich, diejenigen, die sie ablehnen, ad absurdum zu führen. 
Aber daß sie bei der Entwicklung der physikalischen Wissen- 
schaft beide eine entscheidende Rolle spielen, ist nun einmal 
eine Tatsache, von der jedes Blatt der Geschichte Zeugnis ab- 
legt. Gerade die großen Geister und Bahnbrecher der Physik, 
die Kepler, Newton, Leibniz, Faraday, wurden getrieben von 
ihrem Glauben einerseits an die Realität der Außenwelt, anderer- 
seits an das Walten einer hóheren Vernunft in oder über ihr. 
Man sollte nie vergessen, da alle schópferischen physikalischen 
Ideen ihren Ursprung an dieser zweifachen Quelle haben, zu- 
nüchst allerdings meist in mehr oder weniger provisorischer, 
durch die Eigenart der Phantasie des einzelnen Forschers be- 
dingter Gestaltung, dann mit der Zeit in mehr bestimmtére und 
selbstándigere Formen gefaft. Gewif hat es in der Physik stets 
auch eine Ánzahl von trügerischen Ideengángen gegeben, auf die 
vielfach unnütze Arbeit verwendet wurde. Aber auf der andern 
Seite hat sich doch auch manches Problem, das zunächst‘ von 
scharfen Kritikern als sinnleer abgelehnt wurde, als hóchst be- 
deutungsvoll erwiesen. Noch vor 50 Jahren galt bei allen positi- 
vistisch denkenden Physikern die Frage der Bestimmung des 
Gewichts eines einzelnen Atoms als physikalisch sinnlos, als ein 
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