wird ebensowenig jemals die Rede sein können wie von einer Er-
hebung der menschlichen Intelligenz bis in die Sphäre des idealen
Geistes. Das sind und bleiben eben Abstraktionen, die begriffs-
mäßig außerhalb der Wirklichkeit Liegen. Wohl aber hindert
nichts an der Annahme, daß wir uns dem unerreichbaren Ziele
fortdauernd und unbegrenzt annähern können, und dieser Auf-
gabe zu dienen, in der einmal als aussichtsreich erkannten Rich-
tung dauernd vorwärtszukommen, ist gerade der Sinn der un-
ablässig tätigen, sich immer aufs neue korrigierenden und ver-
feinernden wissenschaftlichen Arbeit. Daß es sich dabei wirklich
um ein Fortschreiten, nicht etwa nur um ein zielloses Hin- und
Herpendeln handelt, wird dadurch bewiesen, daß wir von jeder
neu gewonnenen Erkenntnisstufe aus alle vorherigen Stufen voll-
ständig überschauen können, während der Blick auf die vor uns
liegenden noch verhüllt ist, ähnlich wie ein zu neuen Höhen em-
porstrebender Bergwanderer die bereits erklommenen Gipfel von
oben überschaut und den gewonnenen Überblick für den weiteren
Aufstieg verwertet. Nicht in der Ruhe des Besitzes, sondern in der
steten Vermehrung der Erkenntnis liegt die Befriedigung und das
Glück des Forschers.
Meine Damen und Herren! Wir haben bisher nur von Physik
gesprochen. Aber Sie werden sicherlich den Eindruck haben, daß
das Gesagte allgemeinere Bedeutung beansprucht, weit über die
Grenzen der physikalischen Wissenschaft hinaus. Denn die Wis-
senschaften, Natur- und Geisteswissenschaften, sind nun einmal
an keiner einzigen Stelle scharf voneinander zu trennen; Sie bilden
vielmehr ein einheitliches fest verflochtenes Gewebe. Ergreift
man davon nur einen Zipfel, so setzt sich der Spannungszustand
23