155 IIl.Das Buch und seine Teile
bedruckte Schriftflächen zeigte, die von drei gleich breiten weißen £
Randflächen begrenzt und voneinander getrennt waren. 7
Auf Grund dieses Prinzips können wir leicht erkennen, ob eine
Inkunabel an Rand verloren hat oder im ursprünglichen Zustand
sich befindet, was ihren Wert noch erhöht.
Typen
Gutenberg, der eine Handschrift herstellen wollte, nahm auch
die Schrift der Manuskripte zum Vorbild, und zwar die halb-
gotische Mönchsschrift, die Missalschrift, wie sie dem Duktus
seines Heimatsgebietes entsprach. Seinem Beispiel folgten die
Nachfolger. Auch Frankreich und England übernahmen die halb-
gotische Schrift und verwendeten sie bis zur Mitte des XVI. Jahr-
hunderts.
Die italienischen Drucker, die in Lateinschrift verfaßte Hand-
schriften zur Vorlage hatten, richteten sich nach diesem Vorbild
und wendeten mit Vorliebe die Antiqua an. Doch gebrauchte
schon vorher Adolf Rusch in Straßburg als erster diese Typen-
form, die dann 1472 von Günther Zainer in Augsburg eingeführt
wurde (Almanach auf das Jahr 1472).
Manche der alten Typen erhielten ihren Namen bis heute nach
den Werken, in denen sie zuerst gebraucht wurden, so Cicero,
nach Ciceros Briefen, Rom, Pannartz und Sweinheim 1467, Cor-
pus, Missal, Klein-Augustin usw.
Im Jahre 1501 trat Aldus Manutius mit seiner neuerfundenen
„Kursive“ (Vergil, Venedig 1501) hervor, auch Italique, Cancelle-
resco, Lettres Venetiennes oder Lettres Aldines genannt; ihr
Zweck war Raumersparnis. Ihr Gebrauch verbreitete sich rasch
und wurde noch im XVI. Jahrhundert allgemein. In Deutschland
wurde sie 1513 durch Johann Froben eingebürgert, doch zeigt
bereits drei Jahre früher das Werk Papinii Statii Neapolitani
Achilleidos libri lepidissimi industria M. Joannis Laeti Austero-
dami reuisi denuo. Erphurdiae ex officina Stribelitae 1510 die
italienische Kursivschrift.
Die „Fraktur“, als deren Vorläufer die Type der Schönsperger-
schenTheuerdankausgabe von 1517 betrachtet wird (s. Abb. 10), ist
A