268 III. Gattungen des Buches
schüre (das geheftete, nicht gebundene Buch), die sich bereits
durch den Namen charakterisiert. Sie ist ein Buch von geringem
Umfang und behandelt nur einzelne Fragen aus einem bestimmten
Gebiete. Heute rechnet man besonders Dissertationen und Sepa-
ratabdrücke dazu, aber auch andere kleinere Drucke oft wissen-
schaftlichen Inhalts.
Die übrigen vier Literaturgattungen haben einen gemeinsamen
Ursprung, den Einblattdruck, aus dem sie sich mit der Zeit ent-
wickelt haben. Ihr gemeinsames Charakteristikum ist der geringe
Umfang und ihr Zweck. Sie sind für eine weite Verbreitung, für
das Volk, nicht für gelehrte Kreise geschrieben und wollen ihren
Inhalt rasch bekanntmachen und weithin verbreiten.
Die Einblattdrucke, einseitig bedruckte Einzelblätter, zu-
meist in Folioformat, sind also die älteste dieser vier Gruppen.
Sie sind in der Regel für die öffentliche Bekanntmachung, für
den Anschlag bestimmt, Ablaßbriefe, kirchliche und amtliche Ver-
öffentlichungen, aber auch Drucke sehr kleinen Umfangs, wie
Buchhändleranzeigen u. dgl. Auch die Wandkalender durften
natürlich ihrer Bestimmung entsprechend nur auf einer Seite
bedruckt werden. Das Wesen der Öffentlichkeit und Allgemein-
heit brachte es mit sich, daß diese Einblattdrucke, die zu ihrer
Zeit wissenschaftlich ganz unbedeutend waren, heute aber sowohl
historisch wie kulturgeschichtlich wertvoll sind, sich nur in we-
nigen Exemplaren erhalten haben, da kaum jemand an ihre Auf-
bewahrung dachte. Vor allem wurden die Hauskalender, gleich-
viel ob sie als Einblattkalender an der Wand hingen oder in
Gestalt kleiner praktischer Hausbüchlein auftraten, weggeworfen,
sobald das Jahr zu Ende war und ein neues an seine Stelle trat.
Doch gerade diese Seltenheit macht sie zu einem beliebten Sam-
melobjekt. Als öffentliche Kundmachungen, als Plakate und Ge-
schäftsanzeigen leben sie noch heute fort.
Den Übergang von dieser Gruppe zur Flugschrift vermittelt das
Flugblatt, das als Einzelblatt die äußere Form der Einblatt-
drucke mit dem Inhalt der Flugschriften vereinigt. Es ist oft mit
einem Bild geschmückt und dient besonders im XVI. Jahrhundert
als Kampfmittel. Ist sein Zweck die Veröffentlichung eines all-
gemein interessierenden Ereignisses, einer Schlacht, einer Über-