Full text: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927

J. C. Herhold > . 
J ; &. HM E R Z CO L I Hannover 7% Schillerftraße 17 (am Steintor) 
Im Jahre 1844 gründete Ignaz Carl Herhold im Alter von: 56 Jahren in der Bäckerltraße 17 ein Porzellan= 
gefchäft. Der Gründer war bis zu feinem 40. Lebensjahre Soldat gewelen und hatte zulebt in der Deutlch= 
znglilchen Lesion unter Wellinston die Schlacht bei Waterloo mitgemacht, wo er fchwer verwundet wurde. 
Nach Auflölung dieler Truppe wurde er in das Hannoverlche Garde = Jäger = Bataillon übernommen und 
»rhielt von dort aus bei feinem Auslcheiden mitihm der Umfang des Gelchäftes. Geführt 
eine Stellung als Beamter bei der Könislich wurden leit der Gründuns srundläglich nur 
Hannoverfchen Polt. — Bereits 4 Jahre vor Erzeusnille der belten deutlchen Fabriken, 
(einem 1869 erfolsten Ableben übersab Ignaz wie: Hutlchenreuther, Villeroy & Boch und 
Zarl Herhold nach hannoverfchem Recht Witteburs. Diefe bedeutenden Firmen haben 
einem jünslten Sohne, Louis Gottlieb Fried: weflentlich mit dazu beigetrasen, den suten 
‚ich Herhold, das Geflchäft. Dieler verlegte uf der Firma zu begründen und bis auf den 
2s im Jahre 1869, als die Räume in der 1eutisgen Tas zu erhalten. — Wenn früher in 
3äckerftraße felblt nach Hinzunahme der Jannover und Umsebung eine etwas bellere 
‚eiden Nachbarhäuler nicht mehr ausreich= orzellan= Auslteuer befchafft werden follte, 
‚en/in das neuerworbeneGrundltückSchil!ler= Fo bevorzuste man die Firma Herhold. Noch 
traße 17. Infolge der belleren Lage wurde heute wenden [ich aus aller Herren Länder 
der Kundenkreis erheblich vergrößert und Ansehörise früherer Kunden an die Firma, 
um fich zu den ererbten alten Gelchirren, die häufis den Firmenftempel „Herhold” trasen, Erfagteile zu belchaffen. 
Bei der damals noch verhältnismäßis gerinsen Entwickelung der keramilchen Indultrie gab es natü: lich nur eine 
kleine Auswahl von Gelchirren, die immer wieder sekauft wurden und [ich deshalb zu Standard = Artikeln 
herausbildeten. Hierzu gehörte auch ein. Tafellervice „Fluted, blau Weller”, von der Steingutfabrik Witteburs. 
Diele wurde im Jahre 1852 von Ensländern bei Farse an der Unterweler gegründet und war fomit neben 
Villeroy & Boch eine der erflten Steingutfabriken auf deutfchem Boden. Gerade das Gelchirr „Blau Wefler“fand in 
Hannover großen Anklans, was wohl mit 
auf die Einftellung der Hannoveraner auf 
den enslifchen Gelchmack zurückzuführen 
it. Doch wird es zum Leidwelen vieler 
Liebhaber feit dem Weltkriege nicht mehr 
hergeltellt. Eines der älteflten Service dieler 
Art, das wahrfcheinlich aus den 50erJahren 
des vorigen Jahrhunderts (tammt, befindet 
ich im hiefigen Vaterländifchen Mufeum. 
Es träst neben dem Staatswappen den 
Stempel der Firma Herhold (. Abbilduns). 
1844: — 1869 1869 — 1897 Durch die Steingutfabrik Witteburs wurde 
Bäckerltraße 17 Schillerltraße 17 von Ensland her auch das fanitäre 
Ta RT Steinsut in Deutfchland eingeführt. Hieran 
hatte die Firma Herhold erheblichen Anteil, da fie diefle Waren zunächft im Rahmen des vorhandenen 
Gefchäftes aufnahm und Ipäter zu einer befonderen Abteilung abtrennte. Neben zahlreichen Krankenhäufern 
und Kliniken belieferte die Firma viele Eifenbahnwerkftätten, Wohnhäuler, Fabriken und öffentliche Gebäude, 
4. a. das hielise „Neue Rathaus“. — Im Jahre 1895 zos fich Louis Herhold vom Gelchäft zurück. Da er 
unverheiratet geblieben war, übersab er es feinem Teilhaber Adolf Hoffmann, der feit 1873 als Prokurilt 
Det ihm tätis sgewelen war und im Jahre 1875 feine Nichte, nämlich die Tochter feiner ältelten Schwelter 
Srltermann, geb. Herhold, geheiratet hatte. Diefler erbaute im Jahre 1897 an Stelle des alten Haulfes, das 
dem Durchbruch der Limbursltraße weichen mußte, nach dem Entwurfe von Profellor Geeb das jebige ftattliche 
Selchäftshaus. In diefen neuen Räumen war es erlt möglich, die Erzeusnille der einfchläsigen Indultrien über= 
ichtlich geordnet in 2 Stockwerken Mit 23 Schaufenltern zur Schau ZU (tellen. Dabei wurden neben den Erzeusnillen 
der Königlichen Manufakturen des In= und Auslandes die suten Gebrauchsselchirre und Gläfer in gleicher 
Weile seführt. — Die Abteilung fanitäre Spülwaren wurde auf Großhandlung umseltellt. Hier wurden 
1eben dem Steinsut von Witteburs die Erzeusnille der auf fanitärem Gebiet immer mehr aufkommenden 
:irma Villeroy & Boch vertrieben. Außerdem wurden die Fabrikate der enslilchen Feuertonfabrik von Twyford 
und auch die emaillierten Lilensußwaren erfter deutlicher Werke wie Lauchhammer, Buderus ulw. geführt. 
Befonders wurde der Marmorwalchtilch gepflegt, der mit der Verwendung des fließenden Wallers in den Walch- 
und Baderäumen der neueren Eigenwohn- 
häufer allmählich aufkam. Im Jahre 1900 
wurde dem Inhaber der FirmaJ.C.Herhold, 
Adolf Hoffmann, das Prädikat eines König= 
ichen Hoflieferanten verliehen. Durch diefe 
Auszeichnung wurde derBedeutung und dem 
suten Ruf der Firma fowie ihres Inhabers auch 
außerlich Ausdruck verliehen. Am Ende des 
Jahres 1925 verltarb Adolf Hoffmann und 
xinterließ das Gelchäft feiner Gattin. Diele 
[Aßt es durch ihren Schwieserlohn, Dipl.2Ins. 
Ernft Wolff, welcher feit 1913 als Prokurilt 
der Firma ansehört, nach altbewährten 
Grundfläten in neuen Bahnen weiterführen. 
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