J. C. Herhold > .
J ; &. HM E R Z CO L I Hannover 7% Schillerftraße 17 (am Steintor)
Im Jahre 1844 gründete Ignaz Carl Herhold im Alter von: 56 Jahren in der Bäckerltraße 17 ein Porzellan=
gefchäft. Der Gründer war bis zu feinem 40. Lebensjahre Soldat gewelen und hatte zulebt in der Deutlch=
znglilchen Lesion unter Wellinston die Schlacht bei Waterloo mitgemacht, wo er fchwer verwundet wurde.
Nach Auflölung dieler Truppe wurde er in das Hannoverlche Garde = Jäger = Bataillon übernommen und
»rhielt von dort aus bei feinem Auslcheiden mitihm der Umfang des Gelchäftes. Geführt
eine Stellung als Beamter bei der Könislich wurden leit der Gründuns srundläglich nur
Hannoverfchen Polt. — Bereits 4 Jahre vor Erzeusnille der belten deutlchen Fabriken,
(einem 1869 erfolsten Ableben übersab Ignaz wie: Hutlchenreuther, Villeroy & Boch und
Zarl Herhold nach hannoverfchem Recht Witteburs. Diefe bedeutenden Firmen haben
einem jünslten Sohne, Louis Gottlieb Fried: weflentlich mit dazu beigetrasen, den suten
‚ich Herhold, das Geflchäft. Dieler verlegte uf der Firma zu begründen und bis auf den
2s im Jahre 1869, als die Räume in der 1eutisgen Tas zu erhalten. — Wenn früher in
3äckerftraße felblt nach Hinzunahme der Jannover und Umsebung eine etwas bellere
‚eiden Nachbarhäuler nicht mehr ausreich= orzellan= Auslteuer befchafft werden follte,
‚en/in das neuerworbeneGrundltückSchil!ler= Fo bevorzuste man die Firma Herhold. Noch
traße 17. Infolge der belleren Lage wurde heute wenden [ich aus aller Herren Länder
der Kundenkreis erheblich vergrößert und Ansehörise früherer Kunden an die Firma,
um fich zu den ererbten alten Gelchirren, die häufis den Firmenftempel „Herhold” trasen, Erfagteile zu belchaffen.
Bei der damals noch verhältnismäßis gerinsen Entwickelung der keramilchen Indultrie gab es natü: lich nur eine
kleine Auswahl von Gelchirren, die immer wieder sekauft wurden und [ich deshalb zu Standard = Artikeln
herausbildeten. Hierzu gehörte auch ein. Tafellervice „Fluted, blau Weller”, von der Steingutfabrik Witteburs.
Diele wurde im Jahre 1852 von Ensländern bei Farse an der Unterweler gegründet und war fomit neben
Villeroy & Boch eine der erflten Steingutfabriken auf deutfchem Boden. Gerade das Gelchirr „Blau Wefler“fand in
Hannover großen Anklans, was wohl mit
auf die Einftellung der Hannoveraner auf
den enslifchen Gelchmack zurückzuführen
it. Doch wird es zum Leidwelen vieler
Liebhaber feit dem Weltkriege nicht mehr
hergeltellt. Eines der älteflten Service dieler
Art, das wahrfcheinlich aus den 50erJahren
des vorigen Jahrhunderts (tammt, befindet
ich im hiefigen Vaterländifchen Mufeum.
Es träst neben dem Staatswappen den
Stempel der Firma Herhold (. Abbilduns).
1844: — 1869 1869 — 1897 Durch die Steingutfabrik Witteburs wurde
Bäckerltraße 17 Schillerltraße 17 von Ensland her auch das fanitäre
Ta RT Steinsut in Deutfchland eingeführt. Hieran
hatte die Firma Herhold erheblichen Anteil, da fie diefle Waren zunächft im Rahmen des vorhandenen
Gefchäftes aufnahm und Ipäter zu einer befonderen Abteilung abtrennte. Neben zahlreichen Krankenhäufern
und Kliniken belieferte die Firma viele Eifenbahnwerkftätten, Wohnhäuler, Fabriken und öffentliche Gebäude,
4. a. das hielise „Neue Rathaus“. — Im Jahre 1895 zos fich Louis Herhold vom Gelchäft zurück. Da er
unverheiratet geblieben war, übersab er es feinem Teilhaber Adolf Hoffmann, der feit 1873 als Prokurilt
Det ihm tätis sgewelen war und im Jahre 1875 feine Nichte, nämlich die Tochter feiner ältelten Schwelter
Srltermann, geb. Herhold, geheiratet hatte. Diefler erbaute im Jahre 1897 an Stelle des alten Haulfes, das
dem Durchbruch der Limbursltraße weichen mußte, nach dem Entwurfe von Profellor Geeb das jebige ftattliche
Selchäftshaus. In diefen neuen Räumen war es erlt möglich, die Erzeusnille der einfchläsigen Indultrien über=
ichtlich geordnet in 2 Stockwerken Mit 23 Schaufenltern zur Schau ZU (tellen. Dabei wurden neben den Erzeusnillen
der Königlichen Manufakturen des In= und Auslandes die suten Gebrauchsselchirre und Gläfer in gleicher
Weile seführt. — Die Abteilung fanitäre Spülwaren wurde auf Großhandlung umseltellt. Hier wurden
1eben dem Steinsut von Witteburs die Erzeusnille der auf fanitärem Gebiet immer mehr aufkommenden
:irma Villeroy & Boch vertrieben. Außerdem wurden die Fabrikate der enslilchen Feuertonfabrik von Twyford
und auch die emaillierten Lilensußwaren erfter deutlicher Werke wie Lauchhammer, Buderus ulw. geführt.
Befonders wurde der Marmorwalchtilch gepflegt, der mit der Verwendung des fließenden Wallers in den Walch-
und Baderäumen der neueren Eigenwohn-
häufer allmählich aufkam. Im Jahre 1900
wurde dem Inhaber der FirmaJ.C.Herhold,
Adolf Hoffmann, das Prädikat eines König=
ichen Hoflieferanten verliehen. Durch diefe
Auszeichnung wurde derBedeutung und dem
suten Ruf der Firma fowie ihres Inhabers auch
außerlich Ausdruck verliehen. Am Ende des
Jahres 1925 verltarb Adolf Hoffmann und
xinterließ das Gelchäft feiner Gattin. Diele
[Aßt es durch ihren Schwieserlohn, Dipl.2Ins.
Ernft Wolff, welcher feit 1913 als Prokurilt
der Firma ansehört, nach altbewährten
Grundfläten in neuen Bahnen weiterführen.
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