mologie und Sternkunde ausgehend, gibt er eine geistreiche Ausdeutung;
aber „durchaus richtig, überzeugend, einleuchtend“ ist das Rätsel nicht gelöst.
Die Rittelfiguren bedeuten ihm Siellungen des Sonnenlaufs in der Eklip⸗
sik. Um die Zahl Sieben für die damalige Zählung der Planeten durchzu⸗
setzen, muß er die Ostseite des Frieses als nicht vorhanden, auch im Plane
nricht miteinbezogen annehmen, jede Beziehung zu den Himmelsrichtungen
ausschließen, in der Reihenfolge der Planeten im Westen beginnen, nach
Süden gehen, Osten aber überspringen, um im nördlichen Friesteile zu
FEnde zu kommen. An den Tieren der Füllungen kann er, von seiner Erklä⸗
rung geleitet, in dieser Reihenfolge die Größenunterschiede der Planeten,
an ihrer Beinstellung die Schnelligkeit ihres Umlaufs erkennen; die der
Südseite galoppieren sogar, trotz ihres tief vorgebeugten Vorderkörpers mit
gesenktem Kopfe; Fastenau findet ihre Stellung eigentümlich gedrückt, fast
criechend. Auch aus dem Fundstück vom Südturm wird zuviel erschlossen.
In meinem „Schottentor“ schrieb ich S. 11: „Die Bedeutung der Him—⸗
melsrichtungen wurde bei der Erklärung romanischer Bauskulpturen
zu wenig beachtet. So wurde der Bilderfries am Peter⸗- und Paulsturm
in Hirsau verschiedentlich ausgedeutet. Hier sind nur die Himmelsrich⸗
tungen selbst, ohne tiefere Symbolik, dargestellt .Die Mitte des Frie—
fes nimmt jedesmal eine mit langem Rock und Gürtel gekleidete Man—
nesgestalt ein. Man sah nur die Ähnlichkeit dieser drei bärtigen Män—⸗
nep'und dachte an die Barbati, die Laienmonche, Bauleute, denen Abt
Wilhelm hier ein Denkmal gesetzt habe ... Man beachtete aber nicht
die Verschiedenheit der Händehaltung und der begleitenden Tierfigu—
ren. Darin liegt aber das Merkmal zur Kennzeichnung. Es ist dreimal
dieselbe Gestalt in verschiedener Tätigkeit; es ist das Bild der Sonne
im Lateinischen Sol, also männlich), die wechselnde Handstellung deutet
die Himmelsrichtung an ... Im Süden erhebt der Mann beide Hände,
die Sonne beruͤhrt den Scheitel des Firmamentes, sie waltet. Die Tiere
zu beiden Seiten sind durch Baͤrtie als Bocke charakterisiert, denn der
Suden bedeutel Hitze, Leidenschaft. Im Westen erhebt der Mann eine
Hand, um die Augen zu bedecken, die andere ruht bereits auf dem Knie,
die Sonne ermüdet, er denkt ans Schlafengehen. Die Tiere dieser Seite
knien auf den Vorderfüßen, streden die Zunge, trinken, denn der We⸗
sten bringt Wasser, Regengü se. Im Norden ruht die Sonne, beide
Hände liegen unbeschäftigt auf den Knien. Links vom Manne hat ein
Tier kürzeres Horn als die vorigen, eingeringelt wie bei einer Gemse,
der Bewohnerin der Eisregion, von der' man glaubte, sie ernähre sich
von Schnee. Rechts ist ein Anbeter des Sonnenrades, im Norden suchte
man die Heimat des Heidentums . Die Darstellung der Himmels—
richtungen war im Mittelalter sehr beliebt.“
Diesen Erklärungsversuch kann ich heute nicht mehr in allen Einzel⸗
heiten aufrecht halten. Das Wefentliche, den Sonnenstand, den Bezug
zuf die Himmelsrichtungen festhaltend, geht meine Deutung jetzt auf
F ieß eszeiten; das vom Sinnbild des Heidentums Gesagte lasse
ich fallen.
Von der Voraussetzung, daß ein vierteiliger Fries am vierseitigen
Turm und somit ein vierteiliger Gedankenzusammenhang anzunehmen
ist, und daß die Ablesung nach dem natürlichen Sonnenlauf, volkstüm—
lich gefagt, von Osten über Süden, Westen naͤch Norden geschehen müsse,
abzugehen, ist kein Grund vorhanden. Das Fehlen der Mittelfigur an
der Östseite ist kein Hindernis. Die Siebenzahl der Löwen könnte auf
GBrund dieser SaF Zahl schöne Gedanken anregen, aber wir bleiben
dabei. den achten Löwen mitaͤurechnen; wäre der Ostfries ausgeführt