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Die das Tympanon umschließenden Bogen zeigen Ketten und Zick—
zack, absperrendes und abwehrendes Ornament.
Die Apostel die Schoͤffen oder Beisther des Gerichts (Matthäus
19, 28) sitzen zu beiden Seiten des Richters (des Bogenfeldes) am Fuße
der Bogenwülste, die das Rundbogenfeld umgürten Außer Petrus mit
dem Schlüssel sind die Apostel nicht durch die begeichnenden „Waffen“
erkennbar gemacht. Wir werden sie ae nicht einzeln mit Nainen ver—
sehen. Auch die Beobachtung, daß die Mehrzahl der Apostel Bücher, fünf
aber Schriftrollen in den Händen halten, läßt sich nicht zu einer Aus—
deutung benützen. Auffallend aber ift die Zahl, deun es sind ihrer vier—
zehn (so auch in Chartres und in Freiberg Sachsen). Im Meßkanon ist
an Stelle des Matthias der hl. Paulus getreten. Nach der Wandlung
werden Matthias und, Barnaͤbas genannt. Mit ihnen hätten wir die
Zahl Vierzehn, aber ebenso, wenn jene Evangeliften beigesellt worden
wären, die nicht Apostel waren, Marcus und Lucas. Weil jedoch nähere
Andeutungen im Bildwerke fehlen, verzichten wir auf eine uUnbeweis
bare Erklärung.
Das Säulengewände Cietze, Abb. 42 und 43, Text S. 102).
Von den Säulenschäften sind einige erneuert, doch nach dem alten Be—
stand kopiert und aufgestellt worden. Die Säulenfchäfte sind ornamen—
tiert. Auf beiden Seiten trägt allemal eine zweite Säule das gleiche
Geflecht aus verschränkten Riemen, die mit Knopfreihen verziert sind.
Solches Bandnetz bedeutet Absperrung (Schottentor, S. 18 und 50 f.).
Auf der Nordseite haben die anderen Säulen schuppenförmig anlie—
gendes, eichenlaubartiges Blattmuster, auf der Südseile aber steil auf—
rankendes Blattgewinde von schöner, weicher Form. Hier ist die unter—
schiedliche Bedeutung der Himmelsrichtung beachtet. Die schuppenartig
anliegende Zier der Säulen an der Nordwand bedeutet Winter, Schlaf
und Tod; die lebendig und frisch aufrankende Zier der Säulen an der
Südseite zeigt Sommer, Wachstuͤm und Leben.
„Die vertikalen Wandtreppen zwischen den Säulen sprangen ur—
sprünglich rechtwinklig vor. Die gewaltsame Abschrägung ließ nur die
oberen Ornamente stehen, an der ersten Stufe vom Eingang her auf
der Südseite nichts mehr als Spuren an der Seile herab Gewiß war
auch die Zier dieser Stufen nicht sinnlos, sfondern entsprach, wie die
Reste zeigen, dem Sinn der Himmelsrichtungen. Die dritie der Rord—
seite bekrönt eine Tierfratze, die in Ranken beißt, die Vorderpranken
hängen herab. Der in Rauken beißende Löwenkopf ist in der romani—
schen Plastik sehr häufig, er ist das Bild des Todes, der das Leben ver—
nichtet. Norden ist ihr die Seite des Todes.
Auf der Südseite, die an Leben in der Sonne denken läßt, trägt die
dritte Stufe einen schönen Menschenkopf, die fünfte einen gekrönten
Kopf mit exotischen Zügen. Ob hier nicht die drei Weltleile dder Vol.
kerrassen, die man sich von Noe abstammend dachte, abgebildet werden
sollten? Leider fehlt das erste Bild. Der beraubte Beftand laßt weitere
Schlüsse nicht zu.
Die Kapitelle Cietze, Abb. 42 und 48). Die Noroͤseite läßt er—
warten, daß die Bildausstattung der Kapitelle von Tod und Hölle handelt.
Das erste Kapitell (vom Eiugang her) besteht aus Blattvoluten, das
zweite Kapitell ebenso. Wie am Schottentor zu Regensburg und am
——— im Dom zu Chur, wo dieses Paar von Blattkapitellen in
einer Inhaltsreihe steht, kann hier gedacht sein an den unfruchtbaren
Baum und an den verfluchten Feigenbaum des Evangeliums als Sinn—
bilder des Seelentodes. Blattkapitelle bedeuten zunächst Baumkronen,
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