Full text: Mineralische Kohle (Heft 74)

   
Mineralifche Kohle. Er T 
VI. Kohlenbecken der Inde und Worm. 
Als eine Fortfetzung der belgifchen Ablagerung tritt am Nordrande des 
hohen Veens das Steinkohlengebirge in zwei Partieen auf, an der Inde bei Efch- 
weiler und an der Worm bei Aachen. 
Das Vorkommen der Flöze ift hier fo unregelmäfsig und oft im Zickzack 
gebrochen wie etwa bei Namur in Belgien; die Schächte find tief, die Abbauver- 
hältniffe durch fchwimmendes Gebirge und ftarke Wäffer fchwierig, die Kohlen- 
preife hoch, während die gute backende Qualität der Kohle, ein gefchickter 
Betrieb und die Nachbarfchaft hochentwickelter Induftrie, von welcher ohne 
gröfsere Belaftung mit Transportfpefen die Kohle verbraucht wird, zu den Vor- 
zügen des eye es gehören. Nicht weniger als 63:9 Percent der Förderung des 
Jahres 1872 w — im Grubenbezirke confumirt. Die Production des Beckens 
betrug im 1. 1872 1,041.314 Tonnen und hat gegen 1860 um. 64:7 Percent 
zugenommen. Die Werke der Gegend in Eifen, Galmei, Blende und Blei-Erz ver- 
brauchen bedeutende Mengen diefes Brennftoftes, der Reft geht nach Düren, 
Eupen und Gladbach. 
VII. Die preufsifchen Braunkohlenreviere 
An verfchiedenen Punkten des mittleren und nördlichen Deutfchlands wird 
eine Braunkohle gewonnen, deren Bedeutung für die Induftrie nicht zu unter- 
fchätzen it. Kommt diefer Brennftoff auch an Güte den Steinkohlen und der 
böhmifchen Braunkohle durchaus nicht gleich, fo dient er doch in umfaffender 
Weife für Zwecke örtlichen Hausgebrauches und induftriellen Betriebes und behaup 
tet fich durch feine Wohlfeilheit, die um fo gröfser fein kann, als die Gewinnung 
vielfach durch Tagbau (wie bei Steinbrüchen) oder durch tonnlägige Schächte 
erfolgen kann. 
Die wichtigeren Fundorte diefer Braunkohle find am Wefterwalde, in der 
Wetterau. am Meifsner nördlich von Kaffel, bei Braunfchweig, Merfeburg, Sprem- 
berg, Frankfurt a/O u. f. w. 
Eine hervorragende Bedeutung hat jedoch di e Braurkohle nur in Anhalt 
und insbefondere in der preufsifchen Provinz Sachfen gewonnen. In letzterer ift 
auf Braunkohle feit 1855 eine ausgedehnte Fabrication von Mineralölen und 
Paraffın (in der Umgegend von Merfeburg bei den Städten Halle, Weifsenfels und 
Zei) gegründet worden. Welchen Auffchwung diefer Induftriezweig genomme 
ergibt fich daraus, dafs im Jahrzehnt 1861 bis 1871 die P roduction an P Sarafün von 
a auf 100.000 Centner, an Mineralölen von 65.000 auf 300.000 Centner 
geftiegen ift. Eine grofse Zukunft wird insbefondere der Paraffinerzeugung 
zugefprochen, w ährend die Mineralöle durch das amerikanifche Petroleum gedrückt 
werden. Diredt dienten im Jahre 1871 der chemifchen B raunkohleninduftrie der 
Provinz Sachfen über 2500 Arbeiter, abgefehen von den Bergleuten. 
Die Gefammtprodudtion von Braunkohle in Preufsen hat fich ftetiggehoben, 
wenn auch nicht in fo rafchem Verhältniffe wie die ee he Sie 
flieg von ı'5 Million Centner im Jahre 1816 auf 8 Millionen im Jahre 1837 
22 Millionen im Jahre 1847, 55 Millionen im Jahre 1857, 110 Millionen im Jahre 
1867 und auf 149 Millionen im Jahre 1872 Am älteften fcheint der Braunkohlen 
bau am Meifsner bei Kaffel zu fein (XVI. Jahrhundert). In der Provinz Sachfen 
begann dieBraunkohlenförderung gegenEnde des vorigenJahr] hundertes. DerHaupt- 
auffchw ung fällt in die Jahre 1845 bis 1855. Die Anwendung der Dampfmafchine 
gefchieht beim Braunkohlen-Bergbaue feit 1820 zur Wafferhaltung, feit 1848 zur 
Förde rung. 1854 beginnt die Benützung der Braunkohle zur Paraffinfabrication, 
1857 die Erzeugung von Prefsfteinen, w elch’ letztere in rafcher Zeit in Auf- 
fchwung gekommen ift und einer bedeutenden Zukunft entgege engeht.* 
Siche den trefi 
1873. Seite 104. 
flichen, amtlichen Katalog der Ausftellung des deutfchen Reiches. 
    
    
  
  
  
  
    
  
   
   
   
  
   
  
   
   
   
   
  
  
   
   
  
  
  
   
  
   
   
    
    
  
  
    
  
  
   
   
   
   
    
   
   
  
  
  
  
  
   
   
     
  
  
  
  
     
	        
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